Kleines literarisches Familienepos aus Venezuela, historisch belegt, poetisch verfasst.
Wie vielversprechender kann der erste Satz eines Romans sein?:
S.9: „Am dritten Tag seines Lebens wurde Antonio Borjas Romero auf den Stufen einer Kirche ausgesetzt in einer Straße, die heute seinen Namen
trägt.“
Und von da an begleiten wir Antonio durch sein spannendes Leben, das er immer mehr und mehr…mehrKleines literarisches Familienepos aus Venezuela, historisch belegt, poetisch verfasst.
Wie vielversprechender kann der erste Satz eines Romans sein?:
S.9: „Am dritten Tag seines Lebens wurde Antonio Borjas Romero auf den Stufen einer Kirche ausgesetzt in einer Straße, die heute seinen Namen trägt.“
Und von da an begleiten wir Antonio durch sein spannendes Leben, das er immer mehr und mehr dem Wohle der Allgemeinheit widmete. Wir sind dabei, wenn er Ana Maria im schülerischen Wettstreit um ein Kinoticket das erste Mal begegnet. Beide werden nicht nur ein Paar, verbunden in Liebe und gegenseitigem Verständnis. Sie werden auch erfolgreiche Ärzte, Ana Maria die erste Ärztin im Land überhaupt. Und die Politiker sind sehr stolz darauf, besonders auf Ana Maria. Im Zuge ihres Lebens treten deren Tochter Venezuela auf, auch sie ist von einem ganz besonderen Geist und Willen beseelt. Und in letzter Folge erscheint Venezuelas Sohn Cristobal, der ebenfalls eine wichtige Rolle in diesem, man könnte meinen, Familienepos, bekommt.
Es ist aber so viel mehr als eine Familiengeschichte, gekrönt von Erfolg, der durch harte Arbeit errungen wird. Es ist die Geschichte des Landes Venezuela (der Name der Tochter – sehr geschickt gewählt). Während wir die Familie begleiten dürfen, bleiben die politischen und gesellschaftlichen Aspekte des Staates nicht verborgen – sie sind ein ständiger Begleiter und beeinflussen natürlich das Leben und die Entscheidungen.
S. 98: „Aber all das würde erst viel später geschehen. Wäre es dabei geblieben, hätte Ana Maria nur eine sehr verschwommene Erinnerung an Antonio bewahrt, aber eine nebensächliche Begebenheit ließ ihr Schicksal mit voller Wucht auf seines Treffen.“
Und so entpuppt sich diese wunderbare Geschichte um die beiden historischen Personen Antonio und Ana Maria mehr und mehr zu einem Roman rund um die Geschicke des Staates. Armut, Diktatur, Zuckerrohr, Ölboom, explosionsartiger Reichtum, Militärputsche, Marxismus, usw.. Und immer wieder das einfache Landleben rund um den Maracaibo See. Caracas ist weit entfernt, von dort schießt die Politik ihre Pfeile über das Land, oftmals voller Gift.
Antonio und Ana Maria stehen immer auf der Seite der Bevölkerung, helfen wie und wo es geht, und werden oftmals wie Helden gefeiert.
Die Sprache ist harmonisch und wunderbar. Beseelt von einer zarten Poesie entwickelt sich der Roman sehr schnell zu einem Pageturner, der einen nicht mehr loslässt, in seinen Sog zieht, an den Gestaden des Sees Maracaibo ausspuckt und die Vergangenheit hautnah erleben lässt. Ganz großes Kompliment an die Übersetzerin Kirsten Gleinig.
Absolute Leseempfehlung und garantiert ein literarisches Jahreshighlight.