In ihrem Buch „Deutschland im Ernstfall“ gehen Ferdinand Gehringer und Johannes Steger der Frage nach, wie Deutschland auf einen militärischen oder hybriden Angriff vorbereitet wäre und welche politischen, gesellschaftlichen und infrastrukturellen Herausforderungen im Krisenfall auftreten
könnten.
Das Buch zeichnet ein realistisches Szenario, in dem Deutschland in einen Krieg oder eine schwere…mehrIn ihrem Buch „Deutschland im Ernstfall“ gehen Ferdinand Gehringer und Johannes Steger der Frage nach, wie Deutschland auf einen militärischen oder hybriden Angriff vorbereitet wäre und welche politischen, gesellschaftlichen und infrastrukturellen Herausforderungen im Krisenfall auftreten könnten.
Das Buch zeichnet ein realistisches Szenario, in dem Deutschland in einen Krieg oder eine schwere Krise verwickelt wird. Anhand von Szenarien stellen die Autoren zentrale Fragen: Gibt es genügend Schutzräume für die Bevölkerung, ausreichende medizinische Versorgung und gesicherte Dateninfrastrukturen? Könnte das Internet abgeschaltet werden, und wer würde im Ernstfall die strategischen Entscheidungen treffen? Dabei gehen sie über klassische Vorstellungen von Krieg hinaus und widmen sich auch hybriden Angriffsmethoden wie Cyberangriffe, Desinformationskampagnen, Sabotageakte und Spionageaktionen. Das Buch beleuchtet sowohl die politischen Entscheidungsprozesse als auch die gesellschaftlichen Reaktionen und zeigt, wie stark die Abhängigkeit von funktionierenden IT-Systemen und Versorgungsketten ist. Gleichzeitig kritisieren die Autoren die mangelnde Transparenz in der deutschen Sicherheitspolitik und fordern eine offenere Diskussion über Krisenvorsorge. Ziel des Buches ist es, die Öffentlichkeit wie auch Entscheidungsträger für die Notwendigkeit einer umfassenden Vorbereitung zu sensibilisieren.
Die Sprache der Autoren ist stets sachlich und unaufgeregt und zwingt den Leser dazu, über unbequeme Fragen nachzudenken. Dabei hebt sich das Buch wohltuend von klassischen sicherheitspolitischen Publikationen dadurch ab, dass sie konkrete Fragen des Alltags im Ernstfall stellen. Allerdings gibt es aus meiner Sicht kaum praktische Antworten. Dies liegt, wie die Autoren selbst betonen, auch an der mangelnden Transparenz staatlicher Stellen. So wurde nicht deutlich, welche „Schubladengesetze“ bereits auf die aktuelle Sicherheitslage aktualisiert wurden und ob diese in Übungsszenarien überhaupt funktionieren. Es gibt zwar zahlreiche Vorschriften, Gesetze oder spezielle Einrichtungen, die für ein klares Konzept, Resilienz und Strategie stehen sollen, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie im Ernstfall auch wirklich funktionieren würden, denn: Papier ist geduldig. Diese Punkte hätten die Autoren aus meiner Sicht noch deutlicher herausstellen müssen.
Eine Bemerkung zum Gendern sei noch erlaubt: Das Buch verliert für mich durch die konsequente Verwendung von Genderformen deutlich an Fokussierung, da die ständigen Doppelnennungen und gekünstelten Umformulierungen den Lesefluss unnötig erschweren. Statt klar in der Ausdrucksweise wirkt der Text dadurch belehrend und stilistisch schwerfällig.
Unterm Strich ist das Buch ein wichtiger Denkanstoß für mehr Transparenz und Diskussion, aber kein Handbuch für den Ernstfall und schon gar nichts für Prepper.