Die Allee ist eine Familiensaga, geschrieben von Florentine Anders, einer Enkelin des DDR-Architekten Hermann Henselmanns, den ich vor der Lektüre nicht kannte. Die Geschichte zu lesen, hat einerseits diese Bildungslücke geschlossen und war andererseits eine Zeitreise in eine Welt, die gar nicht
sooo weit entfernt ist. Florentine Anders ist 10 Jahre älter als ich, ihre Familie lebte allerdings…mehrDie Allee ist eine Familiensaga, geschrieben von Florentine Anders, einer Enkelin des DDR-Architekten Hermann Henselmanns, den ich vor der Lektüre nicht kannte. Die Geschichte zu lesen, hat einerseits diese Bildungslücke geschlossen und war andererseits eine Zeitreise in eine Welt, die gar nicht sooo weit entfernt ist. Florentine Anders ist 10 Jahre älter als ich, ihre Familie lebte allerdings hauptsächlich in der DDR, wenn auch einige Familienmitglieder in den Westen gegangen sind vor dem Mauerbau, bzw. später dorthin ausreisten.
Im Vordergrund des Romans stehen einmal ihr berühmter Großvater Hermann Henselmann und seine Frau Isi, die heiraten und 8 Kinder haben werden. Außerdem stellt die Autorin ihre Mutter Isa, eine Tochter der beiden, in den Mittelpunkt der Geschichte.
Beiden Frauen sind viele Dinge gemein - und für beide Frauen ist Herrmann sehr wichtig für ihr Leben, im Guten und im Schlechten. Isi leidet unter Hermanns Affären und bleibt ihr Leben lang in seinem Schatten, Isa leidet unter dem Jähzorn ihres Vaters.
Die Geschichten der beiden Frauen werden parallel erzählt und der Roman entwickelt sich chronologisch von 1931 bis 1995. Es gibt Stellen, die mich sehr mitgenommen haben, die aber fast sachlich erzählt wurden, wie Vergewaltigungen, Nötigungen, Abtreibungen. Die Autorin zeigt auf, dass vor allem Herrmann, ihr Großvater, anfangs überzeugt war vom System der DDR und dem Sozialismus. Hier wurde dann vor allem anhand der Art, wie gebaut wurde - Stichwort Plattenbau - klar, wie er mehr und mehr enttäuscht wurde von dem System und der Art, wie die Menschen zu leben hatten. Seine eigene Tochter nimmt er dann auch u.a. als Beispiel dafür, dass das Wohnkonzept Plattenbau nicht gut ist für die Menschen.
Alles, was sich um Wohnen und Leben drehte, gefiel mir gut - hier wurde auf jeden Fall ein Schwerpunkt gesetzt.
Der Stil ist absolut gut lesbar und wirklich dicht erzählt. Ich bin nicht soooo sehr interessiert an theoretischem Hintergrund zu Architektur, daher waren mir manche Stellen dann doch etwas zu viel. Die Einbettung der Familiengeschichte in die historische Zeit und die Namen, Fakten, Ereignisse aus der genannten Zeit, die immer wieder eingeflochten werden, haben mir die Lektüre aber wirklich nochmal besonders gemacht.
Klare Leseempfehlung für dieses besondere Buch - und für mich persönlich ein Must-Have, weil das Cover von der wunderbaren Kat Menschik gestaltet wurde, deren Bilder ich einfach nur liebe!