Dinah wird von ihrem Partner verlassen. Dinah ist wütend. Dinah ist traurig. Der Schmerz schmerzt, alles tut weh. Sie kauft sich ein Bärinnen-Kostüm und schreitet fortan als wandelnder Ausnahmezustand durch die Welt. Ist das nicht befremdlich? Ja, das ist es. So wie Dinah selbst. Die Person tritt
hinter das Kostüm und seziert akribisch ihren eigenen Zustand.
Was für eine Wucht in den Sätzen…mehrDinah wird von ihrem Partner verlassen. Dinah ist wütend. Dinah ist traurig. Der Schmerz schmerzt, alles tut weh. Sie kauft sich ein Bärinnen-Kostüm und schreitet fortan als wandelnder Ausnahmezustand durch die Welt. Ist das nicht befremdlich? Ja, das ist es. So wie Dinah selbst. Die Person tritt hinter das Kostüm und seziert akribisch ihren eigenen Zustand.
Was für eine Wucht in den Sätzen steckt! Hart, schnell, intensiv, die Sprache selbst ist alles zugleich: wütend, rasant, melancholisch, witzig, voller Klang, Rhythmus, Poesie. Sie ist Rugby-Spielerin, Poetin, Literatin, Feministin, Tochter, Schwester, Freundin, Depressive, Suizidgefährdete, Liebende, Bärin. Sie ist trotzig, explosiv, impulsiv, enttäuscht, weint, betrinkt sich, wütet, tut weh, reist auf den Balkan, schreibt Poesie in ihr Notizbuch, sucht Bilder für das Gefühlte, ihre Seele, ihr Herz.
Sie liest Louise Bourgeois. Die hat gesagt (Zitat im Zitat) Ich mache Kunst, weil meine Gefühle grösser sind als ich. Sie liest feminine Kampfschriften, Susan Sontag, plant ein Kunstprojekt zu wütenden Frauen. Sie zerlegt das Patriarchat und heteronormative Rollenbilder, entlarvt die Wut der Frau als nicht gesellschaftskonform und schuldbehaftet. Doch die Wut wird Motiv, Katalysator für notwendige Veränderung und kreative Kraft.
Daniela Chmelik hat einen furiosen Roman geschrieben, der gewohnte Verhaltensweisen ad absurdum führt, dem Frausein und der Freundinnenschaft einen Orden umhängt, schillert, leuchtet, unzählige Querverweise durch die Welt der (feministischen) Literatur anbietet, Scham und Sich-gehen-lassen zulässt, Mut macht und immer wieder die Fülle des Lebens feiert.
Der Roman ist eine Revolution. Es ist eine feministische Kampfschrift, eine Absage an heteronormative Narrative und ein leuchtendes Plädoyer für Freundschaft und Solidarität. Und plötzlich recke ich meine Faust gen Himmel und lasse mich forttragen von der wilden Stärke der Bärin. Die die Konvention und das Patriarchat verinnerlicht hat und deren Fesseln sprengt.