Einst eine wichtige Einnahmequelle für den europäischen Hochadel
Gegen Ende des knapp 250 Seiten starken Buches widmet sich der Autor auch der mehr oder minder verklärenden Sicht, die die Filmindustrie und (Jugend-) Unterhaltungsliteratur auf Piraten, deren (Liebes-) Leben zeichnet. Die weitaus
grössere Seitenzahl widmet sich aber der vergangenen oder zumindest fast vergangenen Realität:…mehrEinst eine wichtige Einnahmequelle für den europäischen Hochadel
Gegen Ende des knapp 250 Seiten starken Buches widmet sich der Autor auch der mehr oder minder verklärenden Sicht, die die Filmindustrie und (Jugend-) Unterhaltungsliteratur auf Piraten, deren (Liebes-) Leben zeichnet. Die weitaus grössere Seitenzahl widmet sich aber der vergangenen oder zumindest fast vergangenen Realität: Kaperbriefe, sprich die von Königen oder Kaisern ausgestellte schriftliche Erlaubnis, Schiffe verfeindeter Länder überfallen und ausrauben zu dürfen. Piraten, die auf eigene Rechnung der gleichen Profession nachgehen. Wobei Helmut Neuhold beide Erscheinungsformen (Kaperei und Piraterie) in recht groben Zügen von Anbeginn zu Zeiten der alten Ägypter vornehmlich im Mittelmeer, zu Cäsars Zeiten, der vergangenen Existenz des Osmanischen Reiches und so weiter darstellt.
Dass die pauschal ausgedrückt Piraterie, wie sie sich in der Karibik abgespielt hat ebenso nachzeichnet wie die in Ostasien, vor den Küsten Afrikas oder die Piraterie in der Nord- und Ostsee, versteht sich bei dem Titel von selbst.
Etwas sarkastisch liesse sich das Phänomen der Piraterie eigentlich so ausdrücken, soweit auf die Feststellungen Verlass ist. Es ist verwunderlich, dass Gross-Investoren diesen Berufszweig nicht wieder aufleben lassen. Im Zusammenhang mit einer entsprechenden Reise, die Francis Drake mit finanzieller Unterstützung britischer Investoren durchführte und während der er seinem Piratenjob nachging, kommt als Ergebnis heraus: "Der Gewinn aus der Reise betrug das zweieinhalbfache Steuereinkommen Englands und die Investoren sollen einen Profit von 4.700 Prozent gemacht haben." (S. 92) Davon träumt auch heutzutage sicher manche 'Fondsgesellschaft' wie Blackrock oder andere 'Heuschrecken-Investor'.
Schade ist, dass der Autor keine Abbildungen der verschiedenen von den Seeräubern genutzten Schiffstypen und auch keine Landkarten eingearbeitet hat. Ansonsten ist das Buch eine sehr ordentliche Ergänzung zu den allgemein üblichen Geschichtsbüchern. Weil es Fakten beschreibt, die sonst nirgendwo erwähnt werden.
Auch wenn die Blütezeit der Seeräuberei zum Grossteil bereits Jahrhunderte zurückliegt, lässt sich durchaus ein Bezug zur Aktualität herstellen. Zitat Seite 229: „In den Gewässern vor Hongkong gab es auch viel Piraterie, wobei allerdings die Briten hier ab 1840 beherzt eingriffen. Grund dafür war der Opiumhandel, der einen Zankapfel zwischen den Europäern und dem chinesischen Kaiser darstellte. Britisch-Indien war der größte Opiumproduzent der Welt und China sein größter Abnehmer. Dass sie dabei dem chinesischen Volk schweren Schaden zufügten, kümmerte die Briten nicht im geringsten."...