Die Eroberung der Welt
„Es gibt nicht die eine für alle Menschen geltende Geschichte des Fortschritts oder der Modernisierung.“ (452) Das ist zweifelsohne richtig. Daher erzählt der Historiker Ewald Frie die Weltgeschichte nicht aus der gewohnten europäischen Sicht, sondern punktuell aus Sicht
verschiedener Metropolen und Kulturen. Bei dieser Betrachtung kommt Europa nicht gut weg. Kritik am…mehrDie Eroberung der Welt
„Es gibt nicht die eine für alle Menschen geltende Geschichte des Fortschritts oder der Modernisierung.“ (452) Das ist zweifelsohne richtig. Daher erzählt der Historiker Ewald Frie die Weltgeschichte nicht aus der gewohnten europäischen Sicht, sondern punktuell aus Sicht verschiedener Metropolen und Kulturen. Bei dieser Betrachtung kommt Europa nicht gut weg. Kritik am Imperialismus und an der Kolonialisierung der Welt ist mehr als berechtigt.
Das Buch gliedert sich in 20 Kapitel, in denen 20 Geschichten über die Entwicklung der Menschheit erzählt werden. Die Handlungsorte verteilen sich auf den gesamten Globus, der zeitliche Rahmen deckt die gesamte Menschheitsgeschichte ab, wobei der Autor betont, dass es von vielen Kulturen keine Überlieferungen gibt. Es gibt Verbindungen zwischen den einzelnen Geschichten und Parallelen im menschlichen Verhalten werden erkennbar.
So wie James Cook im ersten Kapitel die Welt entdeckt, entdecken die Leser ungewohnte Perspektiven auf die Weltgeschichte. Ob die Intellektuellen Europas fremde Kulturen als prinzipiell gleichwertig wahrgenommen haben (29), erscheint im Hinblick auf die realen Eroberungsfeldzüge und Religionskriege zweifelhaft. Dennoch ist die Geschichte der Menschheit nicht nur eine Geschichte der Konfrontation, sondern auch der Kooperation.
Der Autor stellt hoch entwickelte Kulturen vor, die in üblichen Geschichtsbüchern nicht erwähnt werden. Das gilt z.B. für Chang'an in China, das Moche-Tal in Südamerika oder für Kilwa in Ostafrika. Afrikanische Geschäftsleute waren harte Verhandlungspartner, wie der Autor deutlich macht. (240) Dennoch haben sie mittelfristig gegenüber europäischen Eroberern kapituliert. Parallelen sind bei den Azteken und Inkas erkennbar, die sich trotz personeller Überlegenheit nicht gegen die Spanier wehren konnten.
Das Buch ist leicht verständlich, macht die Leser neugierig und eröffnet neue Perspektiven. Im Hinblick auf die Eroberungsgeschichte der Menschheit wundert es, dass 1972 die interplanetarische Sonde Pionier 10 ins All geschossen wurde mit Informationen über unser Sonnensystem und über die Menschheit. Glaubt wirklich jemand, dass uns Außerirdische wohl gesonnen wären? Müsste nicht eher erwartet werden, dass sich die Kolonialisierung in interstellarer Dimension wiederholt?