Macht der Worte. Beherrschst du die Worte, beherrschst du die Welt. Aber beherrschst du auch dich?
Emily lebt bei den Großeltern, da ihre Eltern beruflich abwesend sind. In ihrem Safe-Space, der Anna-Amalia-Bibliothek, wo auch ihre Oma arbeitet, entdeckt sie einen magischen Raum, eine geheime
Bibliothek. In dieser steht eine goldene Schreibmaschine. Mit dieser magischen Maschine lassen sich…mehrMacht der Worte. Beherrschst du die Worte, beherrschst du die Welt. Aber beherrschst du auch dich?
Emily lebt bei den Großeltern, da ihre Eltern beruflich abwesend sind. In ihrem Safe-Space, der Anna-Amalia-Bibliothek, wo auch ihre Oma arbeitet, entdeckt sie einen magischen Raum, eine geheime Bibliothek. In dieser steht eine goldene Schreibmaschine. Mit dieser magischen Maschine lassen sich Geschichten umschreiben. Emily schreibt um und verändert dadurch die jeweiligen Romane weltweit in allen Ausgaben. Sie lernt schmerzlich, dass die reale Welt sich nicht ändern lässt, die geänderten Worte diese jedoch stark beeinflussen. Sie möchte, dass ihre Eltern wieder bei ihr sind und verändert einen passenden Roman entsprechend. Doch, ob das wirklich eine gute Idee ist? Danach ist alles anders …
Ein abenteuerlicher, gefährlicher und rasanter Wettlauf gegen ihren fiesen Lehrer Günter Dresskau beginnt, der die Macht der Schreibmaschine für seine Zwecke nutzen will.
Wie weit wird Emily gehen, um nicht nur ihren Safe-Space sondern auch die Welt zu retten?
Die Geschichte „vibriert“ zwischen Realität und Fiktion und spielt mit unterschiedlichen historischen Zeiten. Die magische Welt enthält zahlreiche reale Elemente: Titel von Kinderbüchern, Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar mit Rokokosaal, Gutenberg, …. Die Handlung wechselt permanent zwischen realen und fiktiven Räumen und Erlebnissen, die sich wechselseitig beeinflussen. Die Veränderungen in der realen Welt im Roman möchte man kaum glauben. Ich fühle ich mich an eine Zeit des Terrors in Deutschland erinnert, die ich keinesfalls erleben möchte.
Die Geschichte ist stellenweise harter Tobak. Anfangs habe ich mit dem Lesen sehr gekämpft, insbesondere mit dem Fiesling des Romans: Der gemeine Lehrer Dresskau, dem die Kinder schutzlos ausgeliefert sind. Völlig empathie- und herzlos ist er nur an Macht interessiert. Schwer auszuhalten. Zudem haben Setting im Rokoko-Saal der Anna-Amalia-Bibliothek und verwendetes Vokabular so viel mit der Lebenwelt der meisten10jährigen zu tun wie ich mit Fußball. Nichts. Das ein oder andere leichtere und humorvollere Kinderbuch kam mir gerade recht und ich legte die Goldene Schreibmaschine zur Seite.
Erst im zweiten Anlauf habe ich mich von der spannenden Geschichte fesseln und von der Bücher-Begeisterung anstecken lassen.
Es gibt solche Menschen, die wegen verschiedener Lebensumstände so geworden sind und wahrscheinlich ihr Leben lang fies und gefährlich bleiben. Im Kinderbuch von Carsten Henn ist Dresskau der (erforderliche) Gegenspieler, der seine Schülerin Emily (ungewollt) in ein positives Licht rückt: Das Kind steht für Liebe, Loyalität, Empathie, List und Schläue, Selbst-Beherrschung und Verantwortung, für Wachstum, Mut, Einhalten von Grenzen und Legalität. Neben ihrer Liebe zu Büchern und Bibliotheken, sind Emily Freund*innen und Familie besonders wichtig. Ein Kampf zwischen David und Goliath entwickelt sich, zwischen der kleinen Emily und dem (scheinbar) großen Dresskau.
Die Goldene Schreibmaschine ist ein pädagogisch wertvoller Roman mit einer politischen Aussage: In der glänzenden Geschichte wird die Entstehung und Gefahr einer möglichen braunen Bewegung aufgezeigt. Es braucht Emilys. Mutige Leute, die die Welt nicht den Fieslingen überlassen.
Weitere wichtige Botschaften werden im Kinderroman vermittelt:
Worte sind ein scharfes Schwert und können die Welt verändern. Sei verantwortungsbewusst!
In Büchern sind Ideen und Ideen sind das Gefährlichste, was es gibt.
Und: Die Ideen sind das Herz der Werke, ihre Kraft und Bedeutung.
Wir müssen zusammenhalten, statt uns trennen zu lassen.
Alle Menschen sind Menschen und gleich viel Wert.
Es gab keine perfekte Welt. Fehler gehörten dazu auch Schmerz und Leid. Die Welt war kein makelloses, weißes Blatt Papier.
Bleibt die Frage, warum ein etwas aus der Zeit gefallenes Vokabular (u.a. Füllfederhalter statt Füller) benutzt wird. Hier kann ich nur vermuten. Zum einen passt ein goldener Füllfederhalter zum Rokoko-Saal einfach besser als ein rosa Werbekuli, dem man kaum magische Funktion zuschreiben könnte. Zum anderen wirkt die Bibliotbek in der Geschichte auch wegen des Vokabulars alt und etwas verstaubt - vergessen. Und doch verbirgt sich darin große Magie, die Einfluss auf die reale Welt nimmt. Der Begriff wirkt wie Poesie und macht Lust aufs Lesen.
Übrigens gibt es viele humorvolle Stellen im Roman. Insbesondere der sprechende Sittich, der alles zu verstehen scheint. Auch die Beschreibung von Emilys Vorbereitungen auf den ersten Kuss hat mich schmunzeln lassen.
Eine glänzend gute Geschichte für Kinder und Erwachsene mit Tiefgang, die man unbedingt lesen sollte. Eine Bitte zum Schluss: Gehe öfter in Bibliotheken, damit sich dort nicht nur der Staub bewegt, wenn durchgelüftet wird. In alten, vergessenen Räumen kann sich große Kraft und Zauber entfalten - in Büchern und ihren Geschichten ebenfalls.
Buchige Grüße aus dem 📚👑, Kira