Was wurde aus den Kindern der Fischerinsel der 70er Jahre?
Im Plauderton erzählt der Autor von der Lebensgeschichte der Kinder, die gleichzeitig mit ihm auf der Fischerinsel lebten und mit ihm in eine Klasse gingen. Sie alle haben eines und manchmal nur das gemeinsam – sie lebten auf der
Fischerinsel. Sie haben sich, wie üblich nach der Schule, meist aus den Augen verloren, sind weggezogen, ihren…mehrWas wurde aus den Kindern der Fischerinsel der 70er Jahre?
Im Plauderton erzählt der Autor von der Lebensgeschichte der Kinder, die gleichzeitig mit ihm auf der Fischerinsel lebten und mit ihm in eine Klasse gingen. Sie alle haben eines und manchmal nur das gemeinsam – sie lebten auf der Fischerinsel. Sie haben sich, wie üblich nach der Schule, meist aus den Augen verloren, sind weggezogen, ihren eigenen Weg gegangen. Natürlich ist dieser Weg ein bisschen ungewöhnlicher, denn die unmittelbare Nähe zur deutsch-deutschen Grenze und die Wiedervereinigung 1989 sind Markierungspunkte, die ihr Leben direkt beeinflussten. Die Fischerinsel mit ihren neu gebauten sechs Hochhäusern mit 20 Stockwerken war durch ihre Bewohner ungewöhnlich: eine dicht aufeinander lebende Mischung aus prominenten Künstlern, hochrangigen Politfunktionären, ausländischen Diplomaten und ‚normalen‘ Menschen – von Freigeistern bis Stasiangehörigen. Was brisant klingt, wird hier als Alltag dargestellt – meistens kannte der Einzelne nur seine unmittelbaren Freunde und Bekannten, von den schillernden Bewohnern hatte man eher gehört. So erzählt der Autor in kurzen Kapiteln, was er in Interviews mit den ehemaligen Kindern erfahren hat, meist vom DDR Alltag ohne diesen (für die Wessis) genauer zu erklären oder nostalgisch zu verklären. Es bleibt ein bisschen oberflächlich. Ich finde nicht, dass es immer um Maulwürfe und Stasi gehen muss, aber ich habe den Alltag meiner Verwandten wachsam erlebt, nicht so unbefangen, wie er hier auch in Retrospektive noch dargestellt wird. Ich hätte mir mehr Reflektion gewünscht. So bleibt es beim unterhaltsamen Plauderton. Ich bin im Westen aufgewachsen, hatte aber viel Familie in Berlin und dem Rest der DDR, die wir regelmäßig besuchten. Daher fällt es mir leicht, Bilder vor Augen zu haben, wenn ich diese Erzählungen lese. Ich könnte mir vorstellen, dass das der jüngeren Generation oder denen, die nie ‚drüben‘ waren, schwerer fällt. Das Buch ist gute Unterhaltung. Die Lektüre macht Lust darauf, nachzufragen und so bin ich einigen im Buch erwähnten Personen und Themen selber nachgegangen - nicht die schlechteste Wirkung eines Buches. Es liest sich leicht und flüssig. Ich kann es denen empfehlen, die mit etwas Vorbehalt einen kleinen Einblick in den DDR Alltag bekommen möchten, denen, die sich erinnern wollen, und denen, die sich einfach für Berliner Stadtgeschichte interessieren.