Langsam gewöhnt man sich an jene Frauen, die bei der Kriminalpolizei in Düsseldorf ihren Dienst tun. Aktuell ist Lucia als Teil ihrer Ausbildung in der Vermisstenstelle eingesetzt und erhält gleich einen dramatischen Fall zugeteilt: die vierjährige Anneliese ist, während ihre Oma weitere Fahrkarten
für das Kinderkarussell kaufen wollte, spurlos verschwunden. Gemeinsam mit dem erfahrenen Kollegen…mehrLangsam gewöhnt man sich an jene Frauen, die bei der Kriminalpolizei in Düsseldorf ihren Dienst tun. Aktuell ist Lucia als Teil ihrer Ausbildung in der Vermisstenstelle eingesetzt und erhält gleich einen dramatischen Fall zugeteilt: die vierjährige Anneliese ist, während ihre Oma weitere Fahrkarten für das Kinderkarussell kaufen wollte, spurlos verschwunden. Gemeinsam mit dem erfahrenen Kollegen Kuhn beginnt die fieberhafte Suche nach dem Kind, zählt hier dich jede Stunde. Parallel dazu überprüft Kuhn die bereits einschlägig bekannten Männer und hat bald einen Treffer.
Während man noch in Düsseldorf nach dem Täter sucht, Liese ist inzwischen gefunden worden, wird Lucia nach Köln, damals ein Hotspot krimineller Machenschaften, Dienst zugeteilt. Dort soll sie undercover geplante Verbrechen auskundschaften. Damit noch nicht genug, muss sie sich um ihren Bruder Henning sorgen, der nach einem Grubenunglück schwer verletzt in Essen im Krankenhaus liegt.
Die Dienstzuteilung nach Köln beschert ihr zudem ein Wiedersehen mit einer Urlaubsbekanntschaft, die weitreichende Folgen haben wird.
Wird es Lucia in Köln gelingen, geplante Verbrechen zu verhindern? Und was hat es mit Hennings Notizbuch auf sich? Könnte er mit dem Verschwinden der mutmaßlichen Mörders ihrer Mutter etwas zu tun haben, der ja der Grund ist, warum Lucia die Ausbildung zur Kriminalbeamtin macht?
Fragen über Fragen, deren Antworten in diesem Abschluss der Trilogie schlüssig beantwortet werden.
Meine Meinung:
Wie schon in den beiden Vorgänger-Bänden, müssen sich die Frauen in der Kripo Düsseldorf doppelt so anstrengen, um von ihren männlichen Kollegen ernst genommen zu werden. Trotzdem werden sie mit gönnerhaften Blicken und Sprüchen, wie dem folgenden bedacht: "Findet die Kleine! Und macht mir keine Schande!" (S-28) Würde man das einem männlichen Ermittler nachrufen? Sicher nicht! Denn das Verhalten, das Frauen zur Schande gereicht, wäre für Männern üblich.
Die Kameradschaft zwischen den auszubildenden Frauen bröckelt langsam aus unterschiedlichen Gründen. Sei es, dass die eine oder andere schwanger wird (ist in den Dienstvorschriften nicht vorgesehen) oder, dass sich die Lebensplanung anders entwickelt. Nur Lucia, Ruth und Mieze sowie Toni bleiben als harter Kern des Ausbildungsjahrgangs über.
Neben den dienstlichen Angelegenheiten hat Lucia auch noch mit ihren privaten Problemen zu kämpfen. Da sind zum einem die Nachwirkungen ihrer Verletzung, die ihr ein Verdächtiger zugefügt hat (siehe Band 2), der nach wie vor ungeklärte Mord an ihrer Mutter sowie ihr etwas unstetes Liebesleben.
Mathias Berg gelingt es wieder sehr gut, das Flair der 70-Jahre einzufangen. Neben Mode (weißer Feinripp, Schlaghosen und lange Hemdkragen) sowie Musik werden auch der gesellschaftliche Rahmen, in dem sich die Polizei damals bewegen und bewähren muss, den Lesern nahe gebracht. Nach wie vor sind die Ewiggestrigen im Polizeidienst, die wie Lucias Erzfeind Müller, am liebsten Jagd auf Homosexuelle wie Toni machen, obwohl der §175 ab 1969 bzw. 1973 nur mehr homosexuelle Handlungen mit Minderjährigen unter Strafe stellt.
Die Charaktere sind wie schon zuvor sehr gute dargestellt. Dazu gehören auch die zahlreichen Männerbekanntschaften von Lucia, bei denen sie nicht immer ein glückliches Händchen beweist. Auch der hohe Alkohol- und Nikotinkonsum ist für die 1970er-Jahre kennzeichnend. Die eine oder andere Ermittlungsmethode wirkt heute fragwürdig, war aber damals durchaus geduldet, wenn nicht sogar üblich.
Auch das heute gängige (und bisweilen nervige) Gendern ist noch nicht erfunden, weshalb Lucia gefragt wird, ob sie sich als HELD fühlt und Otto sie für „seinen besten Mann“ hält.
Als Österreicherin war mir bisher nicht bekannt, dass Köln in den 1970er-Jahren als Hauptstadt des Verbrechens angesehen worden ist. Warum und wieso? Da muss ich noch ein wenig nachlesen.
Fazit:
Mir hat der Abschluss dieser Trilogie, die mich in die Anfänge der Frauen bei der deutschen Kriminalpolizei eingeführt hat, sehr gut gefallen. Daher erhält dieser Krimi 5 Sterne und die Empfehlung, die ganze Reihe von Beginn an zu lesen. Auf eine Fortsetzung mit dem Titel „Die Kriminalistinnen - Zwanzig Jahre später“ würde ich mich sehr freuen.