Nervenaufreibend
Nervenkitzel garantiert! So meine kurze, prägnante Zusammenfassung von T. J. Hammanns Debüt „Die Lektorin. Ich schreibe dein Ende“.
Die Lektorin Lilli Ziegler erhält ein Manuskript (eigentlich sind es nur ein paar Seiten davon), in dem sie und ihr Umfeld ziemlich eindeutig
beschrieben sind. Ist dies eher dem Zufall geschuldet, dass dieser Manuskriptschreiber ihren…mehrNervenaufreibend
Nervenkitzel garantiert! So meine kurze, prägnante Zusammenfassung von T. J. Hammanns Debüt „Die Lektorin. Ich schreibe dein Ende“.
Die Lektorin Lilli Ziegler erhält ein Manuskript (eigentlich sind es nur ein paar Seiten davon), in dem sie und ihr Umfeld ziemlich eindeutig beschrieben sind. Ist dies eher dem Zufall geschuldet, dass dieser Manuskriptschreiber ihren Tagesablauf exakt nacherzählen kann? Oder was und vor allem wer steckt dahinter? Wenig später tauchen noch mehr dieser Manuskriptauszüge auf, allesamt sind sie erschreckend real. Der Schreiber dieser Zeilen scheint genau zu wissen, was in ihrem Haus vor sich geht und nicht genug damit, auch von ihrer Teenagertochter Emma weiß dieser Unbekannte alles, als ob er in ihrem Zimmer wäre, als ob er ihr ständiger Begleiter wäre, als ob er direkt neben Lilli stehen, als ob er Tag und Nacht bei ihnen wäre. Sie wendet sich an die Polizei, die ihr jedoch jegliche Hoffnung auf eine schnelle Aufklärung nimmt. Denn dass jemand im Haus war – und vielleicht noch ist – ist eindeutig, ein Einbruch kann aber nicht festgestellt werden, also scheidet Einbruchdiebstahl und somit ein Ermittlungsgrund schon mal aus. Lilli bleibt nichts anderes übrig, als selber nachzuforschen. Ihr Ex-Mann hat nach wie vor einen Schlüssel, auch gibt es im Freundeskreis ihres Sohnes Tobias einen ziemlich zwielichtigen Typen. Ein ehemaliger Freund von ihr taucht auf, auch die neue Freundin ihres Ex ist nicht so ganz zu durchschauen und es gibt noch einige mehr oder weniger finstere Gestalten – allesamt sind sie zunehmend mit Vorsicht zu genießen.
Die Story hat mich sofort gepackt, auch ich hatte so einige in Verdacht, bei anderen war ich mir ziemlich sicher, dass sie mit dieser geradezu grotesken Art, Lilli in die Enge zu treiben, zu tun haben, um dann doch wieder umzuschwenken. Hammann hat viele Fährten ausgelegt, jede davon könnte die richtige sein und doch sind sie allesamt nicht zielführend. Zumindest bis auf die eine Spur, die ich lange nicht sehen konnte. Gut gemacht, Herr Hammann! Der Thriller ist durchgehend atemraubend bis fast zum Schluss. Denn dann war mir so einiges zu konstruiert, zu abgefahren, um der vorhergehenden, wirklich guten Story gerecht zu werden.
Das Szenario ist beängstigend und furchteinflößend, die einzelnen Charaktere gut gezeichnet, der Schreibstil fesselnd, es ist ein Thriller mit Gänsehautfeeling. Lediglich gegen Ende zu spürt man, dass die losen Versatzstücke sich in die ansonsten rasante Story nicht so ganz einfügen mögen. Davon einmal abgesehen, ist es ein durchaus gelungenes Debüt - ein Psycho-Thriller, den ich gerne gelesen, den ich am Stück verschlungen habe.