Intensive und ergreifende Schilderungen der unmittelbaren Nachkriegszeit
Jahre nach ihrer Odyssee im Jahr 1945, kurz nach dem Krieg, erzählt die Mutter des Autors ihm von ihren Erlebnissen. Es wird mehr als eine pure Nacherzählung – und weit mehr als ein Erlebnisbericht.
Ihre Eltern und Brüder
hat der Krieg gefressen, sie wollte aus Nordbayern zu ihrer Schwester nach Wien reisen. Wenn nötig zu…mehrIntensive und ergreifende Schilderungen der unmittelbaren Nachkriegszeit
Jahre nach ihrer Odyssee im Jahr 1945, kurz nach dem Krieg, erzählt die Mutter des Autors ihm von ihren Erlebnissen. Es wird mehr als eine pure Nacherzählung – und weit mehr als ein Erlebnisbericht.
Ihre Eltern und Brüder hat der Krieg gefressen, sie wollte aus Nordbayern zu ihrer Schwester nach Wien reisen. Wenn nötig zu Fuß, – was auch die meiste Zeit den Tatsachen entsprach, und wenn es gar nicht mehr anders ging auch ohne Schuhe. Die Not im Land war groß, dennoch gab es immer wieder hilfsbereite Menschen, die ihr ein Notlager für die Nacht zur Verfügung stellten. Oftmals war sie allein, manchmal in einer kleinen Gruppe unterwegs. Der Drang, die Hoffnung trieb sie vorwärts.
In die bitteren Reiseerlebnisse fließen vom Autor viele Geschichten über die Herkunft und ehemalige Familie seiner Mutter mit ein. Seine leibliche Großmutter mütterlicherseits starb früh. Sein Großvater, von der harten Arbeit im Bergwerk ausgelaugt, krank und von dessen zweiten Frau aus egoistischen Gründen verlassen, musste ohne Fürsorge im Krankenbett verhungern. Es waren brutale, harte Zeiten – nicht nur an der Front.
Ungeschönt und ungeschminkt kommen die Berichte daher, wie etwas, das offensichtlich und unausweichlich war, die Menschen dennoch quälte und verbitterte. Auch die sogenannte „Entnazifizierung“, die, wie wir alle wissen, eh nicht stattfand und nichts anderes als eine Schmierenkomödie war, spiegelt sich in den Erfahrungen der Frau wider.
Besatzungen und gut geschützte Grenzen taten das ihrige, um alles nur noch schlimmer zu machen und den Weg oftmals in einer Sackgasse enden zu lassen.
Es ist ein kleines Büchlein, das man schnell gelesen hat. Aber es ist derart intensiv, dass man die Eindrücke der armen Frau nicht mehr vergessen kann. Mit diesem Werk hat der Autor (1954-2006) ein kleines Stück Zeitgeschichte verfasst – und blickt auf eine Gruppe von Menschen, die in der Literatur wenig Beachtung gefunden haben.
Und gerade in diesen Zeiten der Migration und Not der Flüchtlinge besitzt das Büchlein eine Aktualität, die niemand verleugnen soll. Ganz große Leseempfehlung.
Nachworte der Herausgeber Brigitte Dalinger und Helut Neundlinger runden das Werk perfekt ab.