Geschichte, Schicksal und ein Hauch von Krimi
Ich habe schon einige Bücher von Melanie Metzenthin mit Begeisterung gelesen und war gespannt, was mich diesmal erwartet. Und auch dieses Buch hat mich wieder überzeugt.
Die Geschichte spielt im Hamburg der 1920er Jahre. Vera, eine junge
Psychoanalytikerin, hat nach dem Tod ihres Mannes dessen Praxis übernommen und behandelt dort Menschen, die unter…mehrGeschichte, Schicksal und ein Hauch von Krimi
Ich habe schon einige Bücher von Melanie Metzenthin mit Begeisterung gelesen und war gespannt, was mich diesmal erwartet. Und auch dieses Buch hat mich wieder überzeugt.
Die Geschichte spielt im Hamburg der 1920er Jahre. Vera, eine junge Psychoanalytikerin, hat nach dem Tod ihres Mannes dessen Praxis übernommen und behandelt dort Menschen, die unter den seelischen Folgen des Krieges leiden. Als mehrere ihrer Patienten auf rätselhafte Weise sterben, wird Kommissar Bender auf sie aufmerksam und bittet sie um Hilfe.
Von Anfang an hat mich die Geschichte gepackt. Ich war schnell in dieser Zeit und konnte mir die Stadt und das Leben der Menschen lebhaft vorstellen: die Nachwirkungen des Krieges, die Unsicherheit und den Versuch, wieder nach vorn zu blicken. Melanie Metzenthin erzählt das alles eindringlich und glaubwürdig, ohne je zu übertreiben. Besonders stark fand ich, wie fein sie die Gefühle und Gedanken ihrer Figuren beschreibt, sodass man wirklich versteht, was sie antreibt.
Vera ist mir im Laufe des Buches sehr ans Herz gewachsen. Sie ist klug, mutig und bleibt auch dann ruhig, wenn andere längst den Mut verlieren würden. Ich habe großen Respekt davor, wie sie sich in einer Zeit behauptet, in der Frauen in ihrem Beruf noch wenig Anerkennung fanden. Auch Kommissar Bender ist eine sympathische Figur, bodenständig, loyal und mit Sinn für Gerechtigkeit. Die Zusammenarbeit der beiden wirkt natürlich und fügt sich stimmig in die Geschichte ein.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig und bildhaft, die Sprache klar und ohne Schnörkel. Ich bin mühelos durch die Kapitel geflogen, weil Spannung, Emotion und historische Eindrücke sich wunderbar abwechseln. Es gibt keine Längen, und trotzdem wirkt alles ausgewogen, mit Momenten, die der Geschichte Tiefe verleihen, ohne aufgesetzt zu sein.
Was ich besonders schätze, ist, dass Melanie Metzenthin historische Themen so lebendig werden lässt. Sie verbindet Fakten, Atmosphäre und persönliche Schicksale so geschickt, dass man das Gefühl hat, direkt dabei zu sein. Man erfährt viel über die Nachkriegszeit, über die Arbeit der Polizei und über die seelischen Wunden, die der Krieg hinterlassen hat.
Für mich ist das Buch ein gelungener Mix aus historischem Roman und Kriminalgeschichte. Es ist spannend, bewegend und sehr menschlich erzählt. Ich habe es mit großem Interesse gelesen und das Buch am Ende mit einem zufriedenen Gefühl zugeschlagen.
Ein starkes Werk mit Atmosphäre, Herz und Tiefe. Von mir gibt es fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung.