Rui ist 15 Jahre alt. Er ist stolzer Portugiese, stolzer Kolonialist in Angola. Die Einheimischen nennt er abfällig Pre*. Pre*, ein Schimpfwort für Angolaner:innen, noch verächtlicher, als das N-Wort, völlig normal für Rui, ebenso normal wie Misogynie und Gewalt.
Doch die Zeit der
Kolonialist:innen ist abgelaufen. 1975 drängt die internationale Gemeinschaft Portugal, die Kolonien in Angola und…mehrRui ist 15 Jahre alt. Er ist stolzer Portugiese, stolzer Kolonialist in Angola. Die Einheimischen nennt er abfällig Pre*. Pre*, ein Schimpfwort für Angolaner:innen, noch verächtlicher, als das N-Wort, völlig normal für Rui, ebenso normal wie Misogynie und Gewalt.
Doch die Zeit der Kolonialist:innen ist abgelaufen. 1975 drängt die internationale Gemeinschaft Portugal, die Kolonien in Angola und Mosambik aufzugeben.
Ruis Vater wird festgenommen, die Familie flieht ins Mutterland, wie circa 500.000 andere Portugies:innen im Laufe der 70er Jahre. Das Mutterland, immer überhöht als Paradies, stellt sich heraus als ein verarmtes krisengebeuteltes Land.
Rui ist Retornado, das ist ein Schimpfwort, er landet in einer Massenunterkunft, hat kein Geld, gespendete Kleidung, wird ausgegrenzt.
Eine allwissende Erzählinstanz gibt es nicht, auch keine historische Einordnung. In der deutschen Übersetzung werden daher Kontext und Informationen über Fußnoten vermittelt. Es ist hilfreich, doch beeinflusst es den Lesefluss, sorgt für Distanz.
Cardoso hält uns in Ruis Perspektive, der Perspektive eines Jungen, der es nicht besser gelernt hat, als rassistisch zu sein. Sie kommentiert nichts, es ist manchmal schwer auszuhalten, was dieser Junge von sich gibt und denkt. Zur gleichen Zeit verstehen wir, woher das kommt, auch seine Überforderung, Ausgrenzung und Stigmatisierung.
Die Rückkehr ist ein spannendes und fesselndes Stück literarisch verarbeiteter Zeitgeschichte. In Deutschland gibt es wenig Aufmerksamkeit für dieses Thema. In Portugal hat Cardoso einen wichtigen Beitrag geleistet, die Mär von einer friedlichen Übergabe der Kolonien zu hinterfragen.