Ein Haus am Meer und die Sehnsucht nach einem neuen Anfang
Es gibt Bücher, die sich nicht über große Wendungen, sondern über ihre Stimmung entfalten. Dieses gehört für mich dazu. Schon nach wenigen Seiten war ich gefangen in dieser besonderen Mischung aus Melancholie, Meer und Aufbruch. Die
Geschichte spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der Krieg und gesellschaftliche Zwänge…mehrEin Haus am Meer und die Sehnsucht nach einem neuen Anfang
Es gibt Bücher, die sich nicht über große Wendungen, sondern über ihre Stimmung entfalten. Dieses gehört für mich dazu. Schon nach wenigen Seiten war ich gefangen in dieser besonderen Mischung aus Melancholie, Meer und Aufbruch. Die Geschichte spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der Krieg und gesellschaftliche Zwänge das Leben der Menschen bestimmten.
Isabel, eine junge Witwe, sucht an der Küste Cornwalls einen neuen Anfang. Sie lebt zurückgezogen, mit der See als ständiger Begleiterin, manchmal bedrohlich, manchmal tröstlich. Ich mochte sehr, wie die Autorin diese Landschaft fast zu einer eigenen Figur macht. Das Meer ist nicht nur Kulisse, es spiegelt Isabels innere Unruhe und ihren Wunsch nach Freiheit.
Linda Wilgus erzählt mit ruhiger Hand und einem feinen Gespür für Stimmungen. Ihre Sprache ist klar und unaufgeregt, und gerade das hat mir gefallen. Sie beschreibt nie zu viel und lässt Platz für eigene Empfindungen. Zwischen Nebel, Schmugglern und alten Geschichten entsteht eine Atmosphäre, die mich an alte Cornwall-Legenden erinnert hat und mich ganz in diese Welt gezogen hat.
Besonders berührt hat mich Isabels stille Stärke. Zwischen dem Schmugglerkapitän, zu dem sie sich immer stärker hingezogen fühlt, und dem Leutnant, der mit unerbittlicher Härte gegen die Schmuggler vorgeht und sie zugleich beschützen will, steht sie in einem gefährlichen Spannungsfeld. Doch die eigentliche Kraft dieser Geschichte liegt für mich nicht im romantischen Konflikt, sondern in Isabels innerem Ringen zwischen Angst und Sehnsucht, Pflichtgefühl und Freiheit.
Trotz meiner Begeisterung für die Atmosphäre hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass die Handlung etwas auf der Stelle tritt. Manche Szenen hätten für mich etwas mehr Tiefe vertragen, besonders gegen Ende. Doch das ändert nichts daran, dass ich das Buch sehr gern gelesen habe, wegen seiner ruhigen Art und dieser stillen Sehnsucht, die mich bis zur letzten Seite begleitet hat.
Ein stimmungsvolles Romandebüt, das weniger auf Dramatik als auf Zwischentöne setzt. Wer Geschichten liebt, die nach Salz und Wind schmecken, wird sich hier zuhause fühlen. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.