Düster, packend und sprachlich brillant – ein historischer Roman, der unter die Haut geht
Fichtelgebirge, 1630: Inmitten der Wirren des Dreißigjährigen Krieges versucht die calvinistische Familie des jungen Johann, in einem abgelegenen Dorf ein neues Leben zu beginnen. Doch das Dorf wird von
Angst beherrscht. Zwei Kinder wurden tot aufgefunden, andere sind spurlos verschwunden. Die Dorfbewohner…mehrDüster, packend und sprachlich brillant – ein historischer Roman, der unter die Haut geht
Fichtelgebirge, 1630: Inmitten der Wirren des Dreißigjährigen Krieges versucht die calvinistische Familie des jungen Johann, in einem abgelegenen Dorf ein neues Leben zu beginnen. Doch das Dorf wird von Angst beherrscht. Zwei Kinder wurden tot aufgefunden, andere sind spurlos verschwunden. Die Dorfbewohner flüstern von einer unheimlichen Gestalt im Wald, dem „Wilden Jäger“, einem Wolfsmann, der nachts sein Unwesen treibt. Als der wortkarge Wildhüter Hildner, ein ehemaliger Söldner, im Auftrag des Markgrafen auftaucht, kreuzen sich seine Wege mit Johann. Gemeinsam wagen sie sich in die dunklen Wälder und stoßen auf eine Wahrheit, die grausamer ist als jede Legende.
Tim Sünderhauf gelingt mit „Die Wölfe unter uns“ ein außergewöhnlicher Roman, der Historie, Aberglaube und Psychologie meisterhaft miteinander verwebt. Schon der Einstieg fesselt, die Atmosphäre ist dicht, unheimlich und von einer fast greifbaren Kälte durchzogen. Man spürt das Knacken des Waldes, das Heulen des Windes, die Enge der Dörfer, in denen Misstrauen und Angst regieren.
Die Sprache ist kraftvoll, poetisch und doch präzise. Sünderhauf schreibt mit der Intensität eines Historikers und der Sensibilität eines Literaten. Seine Sätze sind bildreich, ohne überladen zu wirken, und erschaffen eine beklemmende Stimmung, die bis zur letzten Seite trägt.
Die Figuren sind komplex und vielschichtig: Johann mit seiner kindlichen Neugier und dem Drang, die Wahrheit zu verstehen, und Hildner, der grimmige Ex-Söldner mit inneren Narben, bilden ein ungewöhnliches, aber fesselndes Duo. Ihre gemeinsame Suche ist nicht nur ein Kampf gegen ein mystisches Wesen, sondern auch ein Abstieg in menschliche Abgründe – in Schuld, Gier und Angst.
Besonders beeindruckend ist, wie der Autor das Mystische und das Historische miteinander verschmelzen lässt. Der „Wilde Jäger“ steht dabei sinnbildlich für die Finsternis in den Menschen selbst. Diese erzählerische Vielschichtigkeit hebt den Roman weit über das Genre hinaus. Es ist nicht nur ein historischer Thriller, sondern ein literarisches Erlebnis.
Fazit:
„Die Wölfe unter uns“ ist ein herausragender, atmosphärisch dichter Roman, der Geschichte, Mythos und Menschlichkeit zu einem packenden Ganzen verbindet. Düster, klug und eindringlich erzählt – ein Buch, das lange nachhallt und beweist, dass das wahre Grauen oft in uns selbst lauert.