„Die Zweisamkeit der Einzelgänger“- das lang ersehnte 4. Buch von Joachim Meyerhoff!
Wer die ersten Bücher von ihm gelesen hat, der hat sich mit Sicherheit rechtzeitig den Erscheinungstag, den 9.November 2017, rot in seinen Kalender geschrieben und den Buchhändler gebeten, das Buch bitte, bitte
zurückzulegen.
Entspricht es den ersehnten Erwartungen?
Ja, das tut es! Es ist wie bei der…mehr„Die Zweisamkeit der Einzelgänger“- das lang ersehnte 4. Buch von Joachim Meyerhoff!
Wer die ersten Bücher von ihm gelesen hat, der hat sich mit Sicherheit rechtzeitig den Erscheinungstag, den 9.November 2017, rot in seinen Kalender geschrieben und den Buchhändler gebeten, das Buch bitte, bitte zurückzulegen.
Entspricht es den ersehnten Erwartungen?
Ja, das tut es! Es ist wie bei der Ferrante-Trilogie: Mann-Frau macht es sich gemütlich, stellt Tee und Plätzchen bereit und den Anrufbeantworter an, schlägt die erste Seite auf … und liest… und liest.
Alles ist wieder präsent: Die Sprache. Der Witz. Die Dialoge. Die lautmalenden Charaktere und der zappelige Protagonist, der überall und nirgends ist.
Ob er nächtens hüllenlos bei Deichmann Schuhe anprobiert, die Fünf-Minuten-Terrine madig macht, sich mit Lakritzschnecken knotig verbandelt oder sich den von Zecken verseuchten Rücken absucht, man ist dabei und Komplize in der abgefahrenen Welt des Provinztheater-Mimen. Bielefeld und Dortmund sind Kulissen, die ihm -nicht- die Welt bedeuten, im Gegenteil.
Darf er das? Darf der Protagonist Namen und Orte und Zeiten verwenden, die wenig Schmeichelhaftes preisgeben? Könnte man nicht aufdecken, wer Hase und wer Intendant gewesen ist? Hat Meyerhoff mit Absicht tief in die Klamottenkiste gegriffen und sich in Rage fabuliert, Wahrheit und Fiktion verzwirbelt? Als Romanautor muss er das. Er nimmt wahrlich kein Blatt vor den eloquenten Mund und auch nicht vor Körperteile, die im Drama der Liebe wichtige Rollen spielen. Und darum geht es in diesem 4. Band: Liebe.
Der Solo-Auftritt als Pubertier mit Taucherbrille splitternackt am Strand von Elba, wo sich nackte Frauenkörper im Sand rekeln, ist zu komisch. Ebenso die „String- und Weihnachtskatastrophe“- zu witzig! Eine Ratte zu spielen und sich gleichzeitig vor sich selbst zu ekeln: schaurig-schön. Der Komödiant dreht auf und durch, der Leser kichert sich durch die Seiten.
Aber das ist nicht alles. Joachim, das Sensibelchen, will geliebt werden und sucht sie, die ultimative Beziehung. Eine reicht nicht aus, verschiedene Bedürfnisse können nur von verschiedenen Frauen angemessen befriedigt werden. Ob Hanna oder Franka oder Ilse, jede ist für Amor die Psyche. Das kann dauerhaft nicht gut gehen und verlangt dem Mann eine Menge Slapsticks ab.
Es ist ein Roman und doch fragt sich der amüsierte Leser, ob nicht mehr autobiografische Züge enthalten sind als vielleicht beabsichtigt. Meyerhoff zieht seinen Protagonisten aus. Er stülpt sein Innerstes nach außen, macht es für alle lesbar und zeigt ihn nackt und bloß und groß für alle sichtbar. Seine sprachwitzigen Dialoge übertünchen seine innere Zerrissenheit nur so lange, wie ein Gesprächspartner zugegen ist. Seine Einsamkeit holt ihn immer wieder ein. Ist er in einer Szene laut und chaotisch, wird er wieder leise und grüblerisch und hadert mit allem, vor allem mit sich selbst. Es gibt Seiten, die traurig und nachdenklich machen. Der Unfalltod seiner Jugendfreundin nimmt ihn dermaßen mit, dass er vollends seine Mitte verliert. Zu viele Menschen hat er verloren und die Toten bleiben gegenwärtig.
Diese Zweisamkeit der Einzelgänger ist ein brüllend komisches Buch und ein tieftrauriges.
Wann bitte kommt Band 5?
Möge Meyerhoff noch einmal in sich gehen. Hinterm Horizont ging´s doch weiter!?