Eine Kleinstadt im Nirgendwo in den USA, jeder kennt jeden, man feiert, trinkt und arbeitet gemeinsam, teilt Freundschaften, gemeinsame Erlebnisse, die Highlights des Jahres, Erntedankfest, Weihnachten, Taufe und Konfirmation, aber auch Neid, Missgunst und Eifersucht. Atmosphärisch dicht wird in
Erin Flanagans Kriminalroman „Dunkelzeit“ diese Gemeinschaft beschrieben, die sich elementar…mehrEine Kleinstadt im Nirgendwo in den USA, jeder kennt jeden, man feiert, trinkt und arbeitet gemeinsam, teilt Freundschaften, gemeinsame Erlebnisse, die Highlights des Jahres, Erntedankfest, Weihnachten, Taufe und Konfirmation, aber auch Neid, Missgunst und Eifersucht. Atmosphärisch dicht wird in Erin Flanagans Kriminalroman „Dunkelzeit“ diese Gemeinschaft beschrieben, die sich elementar aufeinander verlässt, die aber auch immer wieder mit den eigenen Sehnsüchten und Träumen, die nicht erfüllt werden können, zu kämpfen hat.
In dieser Situation verschwindet plötzlich Peggy, Teenager und Milos Schwester, verliebt, sportlich, hübsch, angehimmelt von vielen, Cheerleaderin und It-Girl. Die ganze Stadt wird aus ihrer Lethargie gerissen und schnell legt man sich auf den Schuldigen fest: Hal, ein junger Mann, der nicht der Norm entspricht, geistig beeinträchtigt ist und dem man jetzt alles zutraut. Es ist einfach, einen Täter im Blick zu haben, jeder scheint mit dieser einfachen Lösung zufrieden zu sein. Aber es gärt im Untergrund, Gräben tun sich auf und die Außenseiter Alma und Clyle versuchen, ihrem Schützling beizustehen und der Wahrheit ans Licht zu verhelfen. Aber was ist wahr? Vorurteil? Was ist gesicherte Realität? Nicht nur Hal verstrickt sich in Lügen und Widersprüche. Nichts ist mehr, wie es einmal war, die Idylle ist zerstört.
Dieser Krimi beschreibt die Charaktere detailliert und eindrücklich und die vergessenen Träume und Wünsche der Protagonisten spielen eine wesentliche Rolle: unerfüllte Mutterschaft, missglückte Emanzipationsversuche, aggressives Machoverhalten. Besonders die Frauen haben es in dieser traditionellen, unterschwellig frauenverachtenden Umgebung schwer. Und trotzdem halten diese nicht zusammen, sondern begegnen sich eher als Konkurrenz und beäugen sich skeptisch als Rivalinnen.
„Dunkelzeit“ ist kein typischer Thriller, dafür aber eine interessante Charakter- und Gesellschaftsstudie, spannend und unterhaltsam, sprachlich anspruchsvoll.
Ein aufschlussreicher Blick auf die fehlende Emanzipation der 80-ger Jahre auf dem Land in den USA, traurig, trostlos, männerdominiert - ich würde es Peggy, Alma und den vielen anderen wünschen, dass sie ihre Träume verwirklichen und neuen Wege wagen könnten.