Mit Recht hat Charles Taylor für dieses Buch den höchsten Preis bekommen, den die philosophische Wissenschaft zu vergeben hat. Taylor beschreibt nichts weniger als die Entwicklung hin zum heutigen Selbstverständnis und Bewusstsein westlicher Gesellschaften. Anders ausgedrückt: Es ist die
Geschichtsphilosophie, die als Bedingung hinter der Aufklärung und deren Voraussetzungen steht. Für Taylor ist…mehrMit Recht hat Charles Taylor für dieses Buch den höchsten Preis bekommen, den die philosophische Wissenschaft zu vergeben hat. Taylor beschreibt nichts weniger als die Entwicklung hin zum heutigen Selbstverständnis und Bewusstsein westlicher Gesellschaften. Anders ausgedrückt: Es ist die Geschichtsphilosophie, die als Bedingung hinter der Aufklärung und deren Voraussetzungen steht. Für Taylor ist die Aufklärung bis heute im Gange, und treibt die Säkularisierung weiter voran. Was allerdings genau Säkularisierung bedeutet wird erstmal ausgiebig auf ein paar hundert Seiten ausgeführt.
Taylor ist ein Theoretiker der sich darin gefällt, Phänomene mit neuen Begriffen originell zu benennen, und als Leser darf man hier von der Fülle der neu eingeführten Namen nicht den Faden verlieren. Auch ist manches redundant, denn so einige Satzbausteine begegnen einen in den 1300 Seiten immer wieder. Macht aber nichts.
Für Taylor, der wie viele kluge Menschen der katholischen Kirche anhängt, ist das heute säkuläre Bewusstsein fundiert in der christlichen Reformbewegung des 13ten Jahrhunderts - die heutige Distanz zur Kirche damit selbst Ausfluss christlichen Denkens. Die heutige religionsfeindliche Grundstimmung unserer Kultur ist damit christlichem Denken geschuldet, welches die direkte Gott-Mensch Beziehung fordert. Die fortwährende Reformation in die nichtreligiösen Bereiche der Gesellschaft als radikalisierte Katholizität sozusagen.
Im letzten Viertel des Buches gesteht Taylor, dass viele der von ihm formulierten Grundgedanken von Ivan Illich inspiriert sind. Wem die 1300 Seiten zu lang sind, möge darum zum folgenden Buch von Ivan Illich greifen: "In den Flüssen nördlich der Zukunft" ISBN 9783406542145. Das, was Taylor intellektuell brilliant auf 1300 ausformuliert, findet sich bei Illich auf 280 Seiten weniger wissenschaftlich aufgeladen gesagt.