Erinnerungen kommen auf
Für mich ist dieses Buch wichtig. Weil es zeigt, was Macht mit jungen Menschen macht. Weil es Mut würdigt, ohne ihn zu verklären.
Dieses Buch hat mich nicht nur als Leserin berührt, sondern als Mensch, der selbst in der DDR aufgewachsen ist. Die Angst, die zwischen den
Zeilen mitschwingt, ist mir vertraut. Da ist die Angst, aufzufallen, falsch zu fühlen, falsch zu…mehrErinnerungen kommen auf
Für mich ist dieses Buch wichtig. Weil es zeigt, was Macht mit jungen Menschen macht. Weil es Mut würdigt, ohne ihn zu verklären.
Dieses Buch hat mich nicht nur als Leserin berührt, sondern als Mensch, der selbst in der DDR aufgewachsen ist. Die Angst, die zwischen den Zeilen mitschwingt, ist mir vertraut. Da ist die Angst, aufzufallen, falsch zu fühlen, falsch zu lieben, zur falschen Zeit das Richtige zu sagen. Lucy wächst in einem System auf, in dem Moral nicht Schutz bedeutet, sondern Kontrolle. Das Lehrlingsheim ist kein Zuhause, sondern ein Ort der Demütigung und der Macht. Also genau so, wie viele Orte damals funktionierten. Nach außen Ordnung, nach innen Gewalt. Alice Fortress beschreibt das nüchtern, ohne Effekthascherei, und gerade deshalb tut es weh. Die Liebesgeschichte zwischen Lucy und Tommy ist zart und verletzlich, fast wie ein Trotz gegen die Umstände. Aber man spürt von Anfang an, in diesem System darf Liebe nicht frei sein. Dass Anstand, Aufrichtigkeit und Menschlichkeit zur Gefahr werden können, ist eine bittere Wahrheit, die dieses Buch klar benennt. Was mich besonders bewegt hat, ist die ständige Angst. Diese ist nicht laut, nicht dramatisch, sondern leise, alltäglich, zermürbend. Genau so habe ich sie in Erinnerung. Ein unmoralisches Mädchen erzählt nicht nur eine Geschichte, es erinnert. Und es gibt denen eine Stimme, die damals keine hatten oder nicht gehört wurden. Für mich ein beeindruckendes Buch.