Eine Frau - Sibilla Aleramo
aus dem Italienischen von Ingrid Ickler
mit einem Nachwort von Elke Heidenreich
Der autobiografische Roman von Sibilla Aleramo wurde erstmals 1906 veröffentlicht, die Autorin gilt als Wegbereiterin des Feminismus in Italien.
Sibilla wächst als ältestes von 4
Kindern in durchaus freien und privilegierten Verhältnissen auf, sie genießt Bildung und verehrt ihren…mehrEine Frau - Sibilla Aleramo
aus dem Italienischen von Ingrid Ickler
mit einem Nachwort von Elke Heidenreich
Der autobiografische Roman von Sibilla Aleramo wurde erstmals 1906 veröffentlicht, die Autorin gilt als Wegbereiterin des Feminismus in Italien.
Sibilla wächst als ältestes von 4 Kindern in durchaus freien und privilegierten Verhältnissen auf, sie genießt Bildung und verehrt ihren Vater, einen Naturwissenschaftler.
Durch den Umzug der Familie von Mailand nach Süditalien verändert sich das soziale Umfeld. Die Menschen in Süditalien halten an alten Traditionen fest, viele leben in einfachen Verhältnissen, es gibt kaum geistige Anregung für das junge Mädchen. Schon früh übernimmt sie Aufgaben in der Fabrik des Vaters.
Das Verhältnis der Eltern zueinander wird immer angespannter, die Mutter wird depressiv, der Vater wendet sich einer anderen Frau zu. (Vielleicht in anderer Reihenfolge)
In ihrer Einsamkeit und Suche nach Nähe:
„Ich wollte an mein Glück glauben, an meine Gegenwart und meine Zukunft, ich wollte die große Liebe finden, diese Liebe mit sechzehn Jahren, die für ein junges Mädchen die geheimnisvolle Poesie des Lebens verkörpert.“, lässt sie den Kontakt eines jungen Fabrikarbeiters zu, der dies ausnutzt und sich gewaltsam ihren Körper nimmt.
Sie geht die Ehe mit diesem Mann ein, der völlig unter ihrem Niveau ist und ihr aber seine Macht durch körperliche Gewalt beweist.
„Indem ich eine Verbindung mit einem Menschen eingegangen war, der mich unterdrückt und klein gemacht hatte, als ich jung und ungeschützt war, hatte ich geglaubt, damit der Natur, meinem Schicksal als Frau zu gehorchen.“
In der lieblosen Ehe wird ein Sohn geboren, der der jungen Frau Kraft und Halt gibt.
Und sie fängt an, sich mit gesellschaftspolitischen Themen und auch der Rolle der Frau zu beschäftigen, schonungslos, offen und ehrlich analysiert sie die Zustände der Gesellschaft und deren verlogene Moral.
„Das war mein Leben. Behandelt zu werden wie ein Gegenstand, der zu gefallen hatte, meine Seele war gefangen.“
Sie möchte ausbrechen aus diesem Leben, schafft es über viele Jahre nicht, sich von dem brutalen Ehemann zu trennen, weil sie dann auf ihr Kind verzichten müsste.
Sie ist erst 25 Jahre alt, als sie diese schwere Entscheidung trifft und ihr Kind nicht mehr sehen wird.
Dieser Roman ist der Hilferuf einer jungen Frau, die unter Lieblosigkeit, Ausbeutung, Einsamkeit und Gewalt in der Ehe leidet. Die große Offenheit, die für die Zeit ungewöhnlichen Gedanken einer Frau über Freiheit, die Rollen von Mann und Frau sowie Liebe und Sexualität sind beeindruckend.
Schonungslos analysiert sie schon früh ihre Situation, es ist ein langer, schwerer, schmerzhafter Prozess bis zu ihrer Befreiung.
Die konservativen, patriarchalischen Verhältnisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Italien sind erschreckend und bleiben doch immer noch aktuell, überall in der Welt. Jeden Tag.