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Fredrika Storm und Henry Calment
Die erste Begegnung von Fredrika Storm und Henry Calment: Henry hat es sofort in Fredrikas Top Ten der merkwürdigsten Sonderlinge geschafft, mit denen sie je gearbeitet hat. Der seltsame Tweed-Anzug mit Weste – und dann scherte sich Henry auch überhaupt nicht darum, dass er aus der Reihe fiel. Fredrika dagegen fühlte sich immer ein wenig als Außenseiterin und wollte sich einfügen. Was nicht unbedingt gelang. Doch Henry und Fredrika haben sich angefreundet. Beide akzeptieren ihre Unterschiede – mehr oder weniger. Doch seit Fredrika mit dem Rechtsmediziner Jonas Chen liiert ist, verhält sich Henry seltsam distanziert. Warum nur? Für Fredrika ist die Beziehung an sich schon schwer genug. Erstens trägt sie ihr Herz nicht auf der Zunge. Und zweitens ist Jonas der Typ, der idyllische Dörfer mit malerischen Häuschen liebt, Ausstellungen besucht, gerne Essen geht und abends mit einem Glas Wein eine Serie schauen will.
Fredrika versucht, das alles zu genießen und sich zu sagen, dass sie eben auch mal etwas Neues ausprobieren muss. Aber mit „Weinproben und tagelangen Besuchen in der Glyptothek in Kopenhagen“ kann sie dann doch nicht ganz so viel anfangen. Sie, die auf einem Hof aufwuchs, wo niemand auf die Idee gekommen wäre, es sich gut gehen zu lassen. Erholen ja – aber nur, um wieder arbeiten zu können. Und die Arbeit war hart. Was Fredrika hilft, wenn sie den Kopf frei bekommen will, ist Laufen.
Bei Henry Calment ist es vermutlich ein sehr gutes Essen. „Mal kurz Mittagessen gehen“ heißt bei ihm ein Lunch im „Grand Hotel“ mit pochiertem Seelachs in Krebssauce. Er ist Gourmet, und natürlich weiß er, was ein Gao-Shan-Tee ist, wenn ihm einer angeboten wird. Seit Fredrika mit Jonas zusammen ist, fühlt Henry sich als Freund und Vertrauter abserviert. Doch stimmt das wirklich?
Sein Privatleben jedenfalls ist aktuell eher einsam. Er, der Botanische Gärten liebt, einen Block für Notizen benutzt und eigentlich alle Möglichkeiten der Welt gehabt hätte. Warum nur ist er zur Polizei gegangen? Er hat Soziologie, Kriminologie und Rechtswissenschaften studiert, nebenbei noch Literaturgeschichte. Und nun das – seine Familie schüttelt den Kopf über ihn. Und noch nicht mal eine Frau hat er. So verbringt er viel Zeit in der Vereinigung „Isis Nodus“, für Fredrika ein geheimer Zirkel mächtiger Männer. Natürlich nur Männer. Aber dessen ist sich Henry bewusst. Er hinterfragt sich durchaus und nutzt „Isis Nodus“ zum Lesen. Das ist eine seiner Leidenschaften – und dort gibt es eine bemerkenswerte Bibliothek.
















