Die Erde 200 Jahre in der Zukunft. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Die Menschen leben inzwischen unter der Erde, die Oberfläche ist unbewohnbar. Geführt, gelenkt und unterstütz werden sie dabei von der allwissenden KI "MAM". Dabei sind sie in drei Klassen eingeteilt. Livia ist eine der
Hauptpersonen der Geschichte. Zunächst glaubt sie an das System, fügt sich und nimmt auch den ihr zugeteilten…mehrDie Erde 200 Jahre in der Zukunft. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Die Menschen leben inzwischen unter der Erde, die Oberfläche ist unbewohnbar. Geführt, gelenkt und unterstütz werden sie dabei von der allwissenden KI "MAM". Dabei sind sie in drei Klassen eingeteilt. Livia ist eine der Hauptpersonen der Geschichte. Zunächst glaubt sie an das System, fügt sich und nimmt auch den ihr zugeteilten Beruf an. Doch schnell werden ihre Zweifel lauter und es gibt immer mehr Dinge, die sie zweifeln lassen. Ist ihr Beruf wirklich der richtige? Stimmt alles, was MAM ihnen sagt, oder gibt es vielleicht Dinge, die sie nicht wissen sollen? Und wer ist Cassian und warum nimmt er so plötzlich Kontakt zu ihr auf? Der rothaarige junge Mann geht ihr nicht mehr aus dem Kopf und von einem Tag auf den anderen ist ihre Welt nicht mehr die, die sie einmal war.
Melissa C. Hill zeichnet in "Evermind" eine unglaublich erschreckendes Bild der Zukunft. Nicht nur einmal blieb mir der Mund vor Schock offen stehen. Die Entwicklung, die die KI in dieser Geschichte hinter sich hat, ist mehr als ungesund und extrem beängstigend. Die Autorin schaffte es von Seite zu Seite mehr Beklemmung zu erzeugen und das Gefühl hervorzurufen, dass hier etwas so gar nicht stimmt. Sie schaffte es auch, dass ich von Seite zu Seite immer mehr angefangen habe, Dinge zu hinterfragen, mich selbst meinen moralischen Werten und Vorstellungen zu stellen und die Vorstellung hervorzurufen, wie es wäre, wenn eine KI das Sagen hätte. Den Film den sie dabei in meinem Kopf erzeugt hat, werde ich wohl so schnell nicht mehr vergessen.
Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn etwas gebraucht hatte, bis ich in der Geschichte drin war und es für meinen Geschmack recht lange gedauert hat, bis die Geschichte an Fahrt aufgenommen hat. Auch die Begrifflichkeiten fielen mir am Anfang nicht so leicht. Erst nach der Lektüre habe ich bemerkt, dass es im hinteren Teil des Buches ein Glossar gibt, welches die Begrifflichkeiten erklärt. Das hätte mir vermutlich sehr weitergeholfen, wenn ich es schon beim Lesen gehabt hätte.
Nachdem ich meine Anfangsschwierigkeiten überwunden hatte, war ich aber sehr schnell sehr gut in der Geschichte drin und als die Spannung dann noch dazu kam, konnte ich teilweise kaum aufhören zu lesen, so dringend musste ich wissen, wie es weitergeht, musste wissen, ob meine Vermutungen mit den Geschehnissen im Buch übereinstimmen. Manchmal hatte ich recht, manchmal nicht. Und so begann das Buch in seinem Verlauf immer mehr eine Sogwirkung auf mich auszuüben, die dazu führte, dass ich das Buch auch tagsüber in die Hand genommen habe, obwohl ich hier eigentlich viel im Haushalt zu tun gehabt hätte und auch meine Kinder eigentlich beschäftigt werden wollten. Aber wenn bei mir einmal diese Sogwirkung eingesetzt hat, dann kann ich kaum mehr aufhören zu lesen und das ist immer ein sehr gutes Zeichen für ein Buch.
Die Protagonisten mochte ich ebenfalls sehr gerne. Gerade Livia macht im Verlauf der Geschichte eine unglaublich tolle Entwicklung durch. Man kann an ihr total gut beobachten, wie sie anfängt selbst zu denken und nicht nur noch das zu übernehmen, was ihr von der KI vorgegeben wird. Letztendlich ist sie eine starke, junge Frau, die ihr Potential im Verlauf der Geschichte immer mehr ausschöpft und das war wirklich ganz toll zu beobachten. Und auch Cassian mochte ich sehr gerne. Erst nicht so gut zu durchschauen, durfte ich als Leserin immer mehr hinter seine Fassade blicken, was für mehr Verständnis und Sympathie sorgte. Und dann sind da noch die ganzen Nebencharaktere, die alle auch unheimlich wichtig für die Geschichte sind und sie erst zu einem runden ganzen machen. Jeder dieser Charaktere hat seine Berechtigung und wird für die Geschichte gebraucht. Besonders schön finde ich es hier, dass keiner der Charaktere blass bleibt, sondern alle ihre Hintergrundstory haben, die sie greifbar machen.
Durch das sensible Thema "KI" haben wir hier zwar eine fiktive, aber doch sehr emotionale und tiefgehende Geschichte. Wir haben eine Geschichte, die wichtig ist und zum Nachdenken anregen sollte und wir haben eine Geschichte, die ganz klar aufzeigt, was uns Menschen von der KI unterscheidet und das finde ich etwas wahnsinnig Positives, das man aus der Geschichte mitnehmen kann.
Die kleine Liebesgeschichte und das passende und gute Ende runden die Geschichte gelungen ab. Ich wurde hier wirklich sehr gut unterhalten und zum Nachdenken gebracht. Ich habe mitgelitten, mitgefiebert und das ein oder andere Mal fast mit den Tränen gekämpft, denn die harte Realität wird hier auch nicht ausgelassen. Ein ganz tolles Buch, das gelesen werden sollte. Das für Diskussionen rund um "KI" und Menschlichkeit genutzt werden sollte und dessen Botschaft unbedingt gehört werden muss.