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Für die Tasche Wer eine Flaschen-post versendet, hat ein ganz eigenes Verhältnis zur Zeit. Gerade in der Ungewissheit, wann oder ob ihre Botschaft überhaupt gefunden wird, sehen viele Absender den Reiz. Es ist ein Spiel, bei dem man warten und sich im Zweifelsfall mit einem offenen Ende begnügen muss. Andere vertrauen den Wellen ihre Briefe an, ohne je auf Finder zu hoffen; dann ist die Post ein Ventil, das Meer ein schweigender Zuhörer, der Liebeskummer und Schmerz verschluckt. Mit dem Journalisten Oliver Lück reisen wir ihnen hinterher, den passionierten Schreibern und Sammlern, kreuz und quer über die Ostsee, immer den Strömungswegen ihrer Postflaschen folgend. Bei einer alten Dame im lettischen Küstennest Nida begin-nen Oliver Lücks "Flaschenpostgeschichten". Biruta Kerve lebte dort in einem Sammelsurium aus Treibgut, das sie vom Strand auflas. Sie zeigte ihrem Besucher auch zahllose Flaschenpostbriefe, die sie nie beantwortet hatte. Lück machte sich ans Werk: Er besuchte die Schreiber in ihrem Zuhause und ließ sich von Holland über Skandinavien bis zum Baltikum ihre Geschichten erzählen. Sie führen auf Zeitreise hinter den Eisernen Vorhang, auf fast menschenleere schwedische Schären, an überfüllte russische Strände. Die Ostsee zeigt sich als feines soziales Netzwerk, das von Wind und Wellen bestimmt und dem Zauber von Zufallsfunden getragen wird.
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Oliver Lück: "Flaschenpostgeschichten. Von Menschen, ihren Briefen und der Ostsee". Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2016, 240 Seiten, 9,99 Euro
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