Psychothriller mit einer naturverbundenen Protagonistin, die mich mit der Aufdeckung ihrer Familiengeheimnisse sehr gut unterhalten hat.
Eindrucksvolle Bilder und fesselnde Story
Eine tote Frau wird 1988, aufgebettet und mit Blumen verziert, in den Bayrischen Voralpen in der Nähe eines
versteckten Hofes gefunden. Neben ihr sitzt ein vierzehnjähriges Mädchen, welches einen Blumenkranz…mehrPsychothriller mit einer naturverbundenen Protagonistin, die mich mit der Aufdeckung ihrer Familiengeheimnisse sehr gut unterhalten hat.
Eindrucksvolle Bilder und fesselnde Story
Eine tote Frau wird 1988, aufgebettet und mit Blumen verziert, in den Bayrischen Voralpen in der Nähe eines versteckten Hofes gefunden. Neben ihr sitzt ein vierzehnjähriges Mädchen, welches einen Blumenkranz trägt und selbst verletzt ist. Sogar ein Finger fehlt der Jugendlichen. Was ist hier geschehen?
Die junge Flora, heute ist sie mehrfach ausgezeichnete Kräuterexpertin, war dieses Mädchen. Gerade als sie mit ihrer Adoptivmutter einen zweiten Kräuterladen in Rosenheim eröffnet, steht plötzlich eine Frau vor ihr, die genauso aussieht wie sie. Sie behauptet ihre Schwester zu sein, doch wusste Flora nichts von der Existenz einer Schwester. Floras Erinnerungen an das Leben mit ihrer Mutter zusammen auf dem verlassenen Hof beinhalten nur ihre Mutter, die Natur und die Tiere. Flora wuchs ganz ohne menschliche Kontakte auf. Die Mutter sorgte stets dafür, sie von der Außenwelt fernzuhalten. Doch plötzlich steht ihre neu gewonnene Schwester Ella vor ihr und möchte der Familiengeschichte auf den Grund gehen. Nun muss sich auch Flora ihrer Vergangenheit stellen, die sie zum Großteil auf Anraten ihrer Psychologen und ihrer Adoptivmutter verdrängt hatte. Denn Floras Vergangenheit beinhaltet keine schöne Kindheit. Flora hat viele verschwommene Erinnerungslücken oder gar komplett dunkle Löcher, wenn sie versucht sich an etwas zu erinnern.
Ich hatte nach langer Zeit mal wieder Lust auf einen richtig spannenden Thriller und der Griff nach diesem Buch entpuppte sich als absolut perfekt. Der Roman von Astrid Korten packte mich von der ersten Seite an. Besonders gefallen hat mir der starke Bezug zur Natur, den die Autorin hier sehr anschaulich und spürbar rüberbringt. Flora ist ein absolut naturbewusster Mensch und dazu noch mit extrem feinen Antennen und einem außergewöhnlich starken Geruchssinn ausgestattet. Ihre Gabe ist fast vergleichbar mit den Sinnen der Tiere, die sich auch auf ihre Instinkte verlassen müssen, um in der Natur zu überleben. Auch Flora musste sich über Jahre hinweg der Natur anpassen und allein mit ihrer Mutter auf dem verlassenen Hof leben.
Zwar hat sich Flora in den vergangenen Jahren sehr gut zivilisiert und sich dem Leben unter Menschen angepasst, doch verändert sich mit der Begegnung ihrer Schwester ihr Leben auf einen Schlag. Sie spürt die tiefe Verbindung zu Ella. Doch warum hat sie zuvor nie von einer Schwester erfahren? Warum hat Ella ein komplett anderes, viel angenehmeres Leben geführt als Flora? Während sich Flora auf eine Reise in die Vergangenheit begibt, geschehen auch in der Gegenwart verdächtige und bedrohliche Dinge und plötzlich verschwindet Ella spurlos.
Ich musste der Geschichte schon sehr aufmerksam folgen, um nichts durcheinander zu bringen, denn Flora begegnet, auf der Suche nach ihrer Schwester und den Antworten bezüglich ihrer Vergangenheit, vielen Menschen. Der Autorin gelingt es aber sehr gut, die Aufgaben jeder einzelnen Person im Verlauf der Geschichte immer wieder zu erwähnen, so dass man nie wirklich den Faden verliert. Zudem, aber das habe ich erst am Ende bemerkt, befindet sich auf der letzten Seite eine Auflistung und Erklärung all der Personen, die eine bedeutende Rolle im Buch spielen. So könnte man während des Lesens immer wieder nachschlagen. Allerdings hat es einen Grund, warum diese Auflistung erst am Ende zu finden ist, denn schaut man zu früh nach, könnte man sich auch wichtige Hinweise zu den Personen vorwegnehmen und sich selbst spoilern.
Während Flora ein Geheimnis nach dem nächsten aufdeckte, entwickelten sich in meinen Gedanken bereits neue Fragen, auf die ich unbedingt eine Antwort wollte. Stetig passierte etwas Neues, was wiederum nach einer Antwort verlangte. Sobald ich das Buch aufschlug, überkam mich eine anhaltende Spannung und ich fühlte mich, als sei ich mitten im Geschehen.
Die Geschichte ist gut durchdacht und mit Tiefsinn geschrieben. Sie zeigt menschliche Schwächen auf, Veränderungen durch traumatische Erlebnisse, sowie pure Boshaftigkeit. Während des Lesens konnte ich die ein oder andere Person schon gut einschätzen, spürte aber, wie sich meine Eindrücke verwandelten, je weiter die Geschichte voranschritt. Wie ich schon erwähnte, hat mir besonders die starke Rolle, welche die Natur in diesem Buch einnimmt, gefallen. Die Landschaft wird sehr eindrücklich beschrieben und es fühlte sich an, als sei ich selbst unterwegs in den Bergen. Durch Flora wird einem wieder einmal bewusst, wie wichtig es ist, die Instinkte nicht zu verlieren und an die eigenen Gefühle zu glauben.