„Führen“ von Reinhard K. Sprenger ist ein kompaktes Werk über moderne Führungskultur in einer Zeit ständiger Veränderung. Es geht nicht um Techniken, Tipps oder starre Methoden – sondern um Haltung, Selbstverantwortung und den Mut, Führung neu zu denken. Sprenger unterscheidet klar zwischen
Management und Führung. Während Management die Organisation der Gegenwart bedeutet, heißt Führen, in die…mehr„Führen“ von Reinhard K. Sprenger ist ein kompaktes Werk über moderne Führungskultur in einer Zeit ständiger Veränderung. Es geht nicht um Techniken, Tipps oder starre Methoden – sondern um Haltung, Selbstverantwortung und den Mut, Führung neu zu denken. Sprenger unterscheidet klar zwischen Management und Führung. Während Management die Organisation der Gegenwart bedeutet, heißt Führen, in die Zukunft zu blicken, Chancen zu erkennen und gestaltend voranzugehen.
Dabei richtet er sich nicht nur an klassische Führungskräfte, sondern an alle, die ihr Leben und Arbeiten aktiv und bewusst steuern wollen. Führung beginnt bei einem selbst – wer sich nicht selbst führen kann, der wird auch andere nicht inspirieren oder durch Veränderung begleiten können. Sprenger fordert dazu auf, sich selbst in den Fahrersitz des eigenen Lebensautos zu setzen. Nicht der Strom zählt, sondern der eigene Kurs.
Ein wiederkehrendes Motiv im Buch ist die Idee der „Dauerskepsis“. Nicht alles Bewährte sollte als selbstverständlich gelten. Führung bedeutet, Dinge immer wieder zu hinterfragen – nicht aus Misstrauen, sondern, um Raum für echte Weiterentwicklung zu schaffen. Wer Paläste errichtet und sich darin einrichtet, wird schwer beweglich. Sprenger empfiehlt das Denken in Zelten: beweglich, offen, temporär. Das schützt vor Stillstand – und vor Betriebsblindheit.
Ein gutes Auge für schwache Signale ist dabei entscheidend. Große Veränderungen entstehen oft nicht laut, sondern leise. Wer führen will, muss feine Antennen haben – für neue Entwicklungen, für kulturelle Verschiebungen, für leise Töne im Team oder am Markt. Diese Sensibilität macht zukunftsfähige Führung aus.
Vertrauen spielt bei Sprenger eine zentrale Rolle. Es ist keine nette Beigabe, sondern das Fundament wirksamer Führung. Wer Vertrauen gibt, bekommt Initiative, Kreativität und Verantwortungsgefühl zurück. Kontrolle wird ersetzt durch Beziehung. Nicht weil alles erlaubt ist – sondern weil Respekt, Klarheit und gemeinsame Ziele die Basis sind.
Stark ist auch Sprengers Blick auf den Menschen hinter der Führungskraft. Er erinnert daran, dass niemand ewig führt – und dass es wichtig ist, rechtzeitig eine Brücke ins Leben danach zu bauen. Freundschaften, Lebenssinn außerhalb der Karriere, Selbstwert fernab von Status: Diese Themen klammern viele Fachbücher aus. Sprenger nicht – und genau das macht sein Buch so besonders nahbar.
„Führen“ ist dabei keine Anleitung, sondern ein Impulsgeber. Die Sprache ist klar und direkt, ohne Modewörter oder hohle Phrasen. Jede Seite bietet Gedanken, die hängen bleiben, weil sie an das Menschlichste rühren: die Sehnsucht, mit Sinn, Verantwortung und Wirkung zu handeln. Jedes Kapitel wird abgerundet durch eine stichwortartige Zusammenfassung.
Insgesamt gelingt Sprenger eine leise, aber kraftvolle Erinnerung daran, dass wir als Führende nicht festhalten, sondern entwickeln sollen – nicht uns selbst sichern, sondern anderen einen Weg ebnen. Wer das Gute nicht unkritisch feiert, sondern offen auf seine Begrenzungen schaut, schafft Raum für Neues. Oder, wie es Manfred Rommel, der ehemalige OB von Stuttgart sagte: *"Das Gute kritisch sehen, um das Bessere zu erreichen."* Dieses Zitat bringt den Kern des Buches in einem Satz auf den Punkt.