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The untold story of how hereditary data in mental hospitals gave rise to the science of human heredity
In the early 1800s, a century before there was any concept of the gene, physicians in insane asylums began to record causes of madness in their admission books. Almost from the beginning, they pointed to heredity as the most important of these causes. As doctors and state officials steadily lost faith in the capacity of asylum care to stem the terrible increase of insanity, they began emphasizing the need to curb the reproduction of the insane. They became obsessed with identifying weak…mehr

Produktbeschreibung
The untold story of how hereditary data in mental hospitals gave rise to the science of human heredity

In the early 1800s, a century before there was any concept of the gene, physicians in insane asylums began to record causes of madness in their admission books. Almost from the beginning, they pointed to heredity as the most important of these causes. As doctors and state officials steadily lost faith in the capacity of asylum care to stem the terrible increase of insanity, they began emphasizing the need to curb the reproduction of the insane. They became obsessed with identifying weak or tainted families and anticipating the outcomes of their marriages. Genetics in the Madhouse is the untold story of how the collection and sorting of hereditary data in mental hospitals, schools for "feebleminded" children, and prisons gave rise to a new science of human heredity.

In this compelling book, Theodore Porter draws on untapped archival evidence from across Europe and North America to bring to light the hidden history behind modern genetics. He looks at the institutional use of pedigree charts, censuses of mental illness, medical-social surveys, and other data techniques--innovative quantitative practices that were worked out in the madhouse long before the manipulation of DNA became possible in the lab. Porter argues that asylum doctors developed many of the ideologies and methods of what would come to be known as eugenics, and deepens our appreciation of the moral issues at stake in data work conducted on the border of subjectivity and science.

A bold rethinking of asylum work, Genetics in the Madhouse shows how heredity was a human science as well as a medical and biological one.


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Autorenporträt
Theodore M. Porter is Distinguished Professor of History and holds the Peter Reill Chair at the University of California, Los Angeles. His books include Karl Pearson: The Scientific Life in a Statistical Age, Trust in Numbers: The Pursuit of Objectivity in Science and Public Life, and The Rise of Statistical Thinking, 1820-1900 (all Princeton). He lives in Altadena, California.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2018

Als das Regime der Daten seinen Anfang nahm
Die lange Geschichte des Wahnsinns: Theodore M. Porter spürt tiefen Wurzeln der Genetik im neunzehnten Jahrhundert nach

Die Geschichte der Genetik ist vielfach erzählt worden, fast immer als die - verspätete - Erfolgsgeschichte einer grundlegenden Einsicht, die Gregor Mendel um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, seiner Zeit um eine Generation voraus, auf unumstößlichen experimentellen Boden stellte. Theodore Porter, Wissenschaftshistoriker an der University of California in Los Angeles, erinnert uns nachdrücklich daran, dass unser heutiges Vererbungsdenken eine seiner am tiefsten liegenden Wurzeln weder in Erbsen- noch in Fliegenzuchten hat. Vielmehr liegt sie in der Geschichte des Wahnsinns, der im Jahrhundert der Aufklärung zum medizinisch-ätiologischen Problem wurde und in den Irrenhäusern und Asylen, die im darauf folgenden Jahrhundert in der Alten und der Neuen Welt aus dem Boden schossen, einen neuen bürokratisch-institutionellen Rahmen fand.

Porter erzählt diese Geschichte des Wissens um die menschliche Vererbung nicht als die Geschichte eines unaufhaltsamen Fortschritts, sei er nun wissenschaftlicher Einsicht oder humanitärer Umsicht geschuldet. Er erzählt sie vielmehr als eine besondere Geschichte der Auseinandersetzung des modernen Menschen mit seiner eigenen Rationalität. Zunächst einmal erstaunt es zu erfahren, dass die frühen Anstalten für Geisteskranke, die von außen zwar meist luxuriöser und herrschaftlicher erschienen, als sie es von innen besehen waren, ihren Erfolg daran bemaßen, wie viele ihrer Insassen sie über kurz oder lang als "geheilt" wieder entlassen konnten. Es ging also nicht in erster Linie ums Wegsperren, sondern um eine moralische Kur.

"Erblichkeit" spielte unter den Ursachen des Irreseins zwar von Anfang an eine Rolle, aber keine ausschlaggebende. Neben anderen angenommenen Einflussfaktoren wie etwa Masturbation, Verwahrlosung oder religiöse Schwärmerei war sie nur einer von vielen. Erst im Verlauf der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gewann das Erblichkeitsmotiv im Zusammenhang mit Geisteskrankheiten an Konsistenz und an Relevanz. Es verknüpfte sich mit Degenerationsängsten sowohl in Europa wie auch in Amerika, die sich nicht zuletzt aus den durch die industrielle Revolution und die Urbanisierung radikal verändernden Lebensumständen speisten. Ausgedehnte Erhebungen zu familiär bedingten Prädispositionen seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts ließen gegen dessen Ende eugenisch motivierte Maßnahmen zur Regulation der Fortpflanzung in den Vordergrund treten, mit den bekannten Exzessen, die der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ihr Gepräge gaben.

Porter erzählt diese Geschichte aber nicht als eine zwangsläufige Abfolge von Paradigmen, sondern als eine Geschichte von Verschiebungen, der Wiederkehr und der parallelen Verfolgung von Argumenten, die sich einerseits in nationalen Besonderheiten manifestierten, andererseits aber von Anfang an in einen transnationalen Diskurs eingebunden waren, der das Vereinigte Königreich, Frankreich, die deutschsprechenden Länder, Skandinavien und Amerika umfasste und seine eigene Literatur hervorbrachte. Die vielleicht einschneidendste dieser Verschiebungen war eine, die sich zwar praktisch zeigte, ohne dass sie jedoch diskursiv entsprechend thematisiert worden wäre: Was "Vererbung" bedeutete, wandelte sich von einer Beschäftigung mit den Eigenschaften und Gebrechen der Vorfahren zu einer Beschäftigung mit den mutmaßlichen Eigenschaften und Gebrechen der Nachkommen. Das Motiv der Heilung wich dem der reproduktiven Verhinderung des Wahns.

Porter erzählt diese Geschichte anhand von unzähligen Quellen, die er im Laufe zweier Jahrzehnte sichtete. Er hat die Aufzeichnungen von Asylen und Irrenanstalten studiert, die Korrespondenzen der Akteure durchmustert, Einwohnerstatistiken analysiert, Archivdateien ausgewertet. Immer wieder wird der Leser mit stupenden Details konfrontiert, muss immer wieder eine Meinung revidieren, die ihm das Bisherige nahezulegen schien, stößt immer wieder auf Argumente, die ihm schon als abgelegt erschienen. Die Geschichte erscheint wie ein endloses Auf und Ab und Hin und Her. Und doch ist da eine historische Kohärenz zu verspüren, die sich aus der an Versessenheit grenzenden Vertiefung des Autors in das Material speist. Wie er dieses geordnet hat und präsentiert, ist eine erzählerische Meisterleistung. Die Untersuchungen über menschliche Vererbung, um die es hier geht - ob Tabellen und Fallgeschichten aus Irrenanstalten, Bevölkerungsstatistiken oder die lokale und bisweilen flächendeckende Erstellung von Familienstammbäumen -, waren verknüpft mit der Erhebung von Unmengen von Daten und ihrer statistischen Verarbeitung. In ihnen und durch sie entwickelte sich einerseits die Statistik als Wissenschaft eigener Geltung und andererseits die kritische Beurteilung dessen, was überhaupt als Datum gelten durfte. In jedem Fall aber haben wir es mit Datensammlungen und deren Ordnung und Verknüpfung in großem Maßstab zu tun.

Porter legt Wert auf die Datengetriebenheit dieser Unternehmungen, und er vergleicht sie mit der Datenverliebtheit unserer Tage. Vor allem aber besteht er darauf, dass die Wissenschaft von der menschlichen Vererbung, wie sie sich seit dem späten achtzehnten Jahrhundert entwickelte, eine gigantische Phänomenologie war, die der experimentellen Analytik mendelscher Prägung, welcher den Biowissenschaften der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ihren Stempel aufdrückte, erfolgreich widerstand - man könnte auch sagen: sie einfach vereinnahmte. Die Humangenetik entstand als Datenprojekt, und sie setzte sich fort als Datenwissenschaft. Ihr komplexer Gegenstand war nicht auf Mendels Zahlenverhältnisse zu reduzieren. Er ist es bis heute nicht, aller molekularen Genomik zum Trotz, wie es unser epigenetisches Zeitalter von neuem eindringlich in Erinnerung bringt. Porter erzählt eine Geschichte, in der sich ein beständig im Fluss befindliches wissenschaftliches Denken und die medizinische Sorge in immer neuen Konstellationen mit Fragen der Gesundheit, der Erziehung, von Rasse, Gesetz, Geschäft, Geld und Krieg verknüpften. Er erzählt sie mit jener Mischung aus Nähe und Distanz, aus leidenschaftslos erscheinender Lakonik und Engagement, die großes historisches Schreiben auszeichnet. Dabei entsteht eine Welt vor uns, die wir eben nicht hinter uns gelassen haben, wie wir das gerne meinen möchten. Porter erteilt eine Lektion darüber, was man aus der Geschichte einer vermeintlichen Spezialdisziplin für das Verständnis der Gegenwart lernen kann. Zwar begnügt er sich im Hinblick auf das molekulargenetische Zeitalter, in dem wir heute leben, mit einigen kurzen Reflexionen am Schluss des Buches. Sie zeigen aber umso eindringlicher, dass wir im Begriff sind, eine keineswegs überwundene Geschichte mit neuen und machtvollen biotechnologischen Werkzeugen fortzuschreiben.

HANS-JÖRG RHEINBERGER

Theodore M. Porter: Genetics in the Madhouse. The Unknown History of Human Heredity.

Princeton University Press, Princeton 2018. 440 S., geb., 29,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"A very significant contribution to the history of the human sciences, statistics, and eugenics. Porter rewards readers not only with astonishing insights into nineteenth-century data collection on the mentally ill and feebleminded, but also with the pleasure of reading a good, intriguing story."--Staffan Müller-Wille, coauthor of A Cultural History of Heredity