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1992 wurde unter dem Frankfurter Dom ein frühmittelalterliches Kindergrab freigelegt - mit zwei Kindern nebeneinander in einem Sarg, das eine nach fränkisch-merowingischer Sitte mit reichen Beigaben bestattet, das andere auf einem Bärenfell liegend verbrannt und dann zusammen mit einem Speisetöpfchen dort deponiert. Über beiden ein Tuch mit einem aufgewebten Kreuz. Die 855 errichtete Pfalzbasilika wurde mit der Mittellinie exakt über dem Grab positioniert. Der heutige Dom ist die vierte Kirche an gleicher Stelle. Ich beuge mich über die Vitrine, in der die Grabbeigaben ruhen. Jemand hat diesen…mehr

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Produktbeschreibung
1992 wurde unter dem Frankfurter Dom ein frühmittelalterliches Kindergrab freigelegt - mit zwei Kindern nebeneinander in einem Sarg, das eine nach fränkisch-merowingischer Sitte mit reichen Beigaben bestattet, das andere auf einem Bärenfell liegend verbrannt und dann zusammen mit einem Speisetöpfchen dort deponiert. Über beiden ein Tuch mit einem aufgewebten Kreuz. Die 855 errichtete Pfalzbasilika wurde mit der Mittellinie exakt über dem Grab positioniert. Der heutige Dom ist die vierte Kirche an gleicher Stelle. Ich beuge mich über die Vitrine, in der die Grabbeigaben ruhen. Jemand hat diesen Schmuck getragen. Ein Kind, eine Frau, wie ich, vor 1340 Jahren etwa - und dann dem Mädchen mitgegeben in die Ewigkeit. Daneben die Krallen vom Fell eines Bären, auf das man das zweite Kleinkind gelegt hatte, um es für eine andere Ewigkeit feuerzubestatten. Später bettete Rendinus den kleinen Jungen neben seine Schwester in den Sarg und bedeckte beide mit diesem Tuch, um so beide Kinder Gott anzuempfehlen. Ich denke, dass es so gewesen ist. Vielleicht. Wir befinden uns im Jahr 600 n. Chr., die Rheinlande werden regiert von den Merowingern, verheert von der Pest und heftigen Kriegen um die Thronfolge. In der Umgebung von Trier opfert das Volk seinen eigenen Göttern, während die Christen die Vorherrschaft übernommen haben. Der kleine Grimo und seine schöne Schwester Ermengundis können im letzten Augenblick fliehen vor dem Schwarzen Tod, müssen ihre sterbende Mutter zurücklassen. Ihre Wege trennen sich, laufen wieder zusammen - und enden auf verschlungenen Pfaden schließlich bei den beiden Kindern einer Fränkin und eines Alamannen, die unter dem Frankfurter Dom ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Ausgehend vom Testament des Adalgisel Grimo, der ältesten mittelalterlichen Urkunde des Rheinlandes, gelingt der Autorin das Kunststück: Sie erzählt nicht von heutigen Menschen, die sie ins Mittelalter versetzt, sondern lässt uns teilhaben am Leben von Männern, Frauen, Kindern, von denen uns fast 1500 Jahre trennen - nüchtern, fesselnd, hochspannend.

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Autorenporträt
Marion Kemmerzell, 1955 in Offenbach am Main geboren, aufgewachsen bei Frankfurt und Hamburg, Ballettunterricht an den Städtischen Bühnen Frankfurt und der Staatsoper Hamburg, Studium der Rechtswissenschaften, Kunstgeschichte und Archäologie in Saarbrücken. Mitbegründerin des Theaters der Universität des Saarlandes (Thunis). Sie tanzte, spielte Theater, arbeitete am Rundfunk und in einem Münchner Kunstauktionshaus. Seit 1998 veröffentlicht sie Romane und Erzählungen.