Eine Pandemie prägt seit Monaten unseren Alltag. Corona hat vieles verändert, im Großen wie im Kleinen. Doch es darf uns nicht die Sprache verschlagen. Eine Möglichkeit ist: mit Lyrik der Corona-Krise entgegentreten. Und so findet man im Internet zahlreiche Gedichte, die sich mit dieser Situation
auseinandersetzen.
Nun hat sich auch der Altmeister Volker Braun mit einem schmalen Gedichtband zu…mehrEine Pandemie prägt seit Monaten unseren Alltag. Corona hat vieles verändert, im Großen wie im Kleinen. Doch es darf uns nicht die Sprache verschlagen. Eine Möglichkeit ist: mit Lyrik der Corona-Krise entgegentreten. Und so findet man im Internet zahlreiche Gedichte, die sich mit dieser Situation auseinandersetzen.
Nun hat sich auch der Altmeister Volker Braun mit einem schmalen Gedichtband zu die-sem Thema geäußert. Der Band enthält Texte, die unter den ständigen Veränderungen der Pandemie entstanden sind und die – wie immer bei Braun – keine Rücksicht auf die Anstandsregeln der politischen Korrektheit nehmen. In dem einführenden Prosatext „Wachtraum“ stellt sich ein Traum von einer Sache ein, „die nicht in der Welt ist … und die nicht seine Sache ist“.
Mit seinen Gedichten ist Braun nah dran an den Geschehnissen der letzten Monate und beklagt vor allem die fehlenden Möglichkeiten der Kunst: EIN JAHR OHNE Kunst. Deutlich spricht er die staatlichen Maßnahmen an, die er in Berlin erlebte: „Die Stadt ist ruhiggestellt … der Senat schließt die Kneipen … die Kanzlerin rät von sozialen Kontakten ab / Streifenwagen schaun nach, ob noch Leben ist“. Ein Gedicht heißt "Windbürger" („Windige Leute, gierig nach Luft in den Lungen“). Der ungarische Schriftsteller Imre Kertesz, der mit 14 Jahren ins KZ verschleppt wurde, wird als Zeuge aufgerufen: „Es ist empörend, es ist das Leben.“ Das letzte Gedicht „Geisterstunde“ geht auf einen Nachtspaziergang auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zurück, der allerdings schon 2017 stattfand – vorbei an den Gräbern von Seghers, Tragelehn, Mickel, Hacks, Brecht und anderen. „Wunder! Schrecken, das hätten wir alle nicht überlebt und freiwillig …“.