Grundlagenwerk von der Theorie zur Praxis
„Kulturelle Bildung“ steht zwangsläufig in einem fortlaufenden Diskursprozess, zu schnell verändern sich Zielsetzungen, Inhalte, Methoden, Rahmenbedingungen und Ausdrucksformen. Dennoch gibt es – so schätzen es zumindest die 181 Autorinnen und Autoren
dieses Theorie-„Wälzers“ ein – diese 1,8 Kilogramm schwere Bestandsaufnahme und Darstellung der…mehrGrundlagenwerk von der Theorie zur Praxis
„Kulturelle Bildung“ steht zwangsläufig in einem fortlaufenden Diskursprozess, zu schnell verändern sich Zielsetzungen, Inhalte, Methoden, Rahmenbedingungen und Ausdrucksformen. Dennoch gibt es – so schätzen es zumindest die 181 Autorinnen und Autoren dieses Theorie-„Wälzers“ ein – diese 1,8 Kilogramm schwere Bestandsaufnahme und Darstellung der vielfältigen Gestalt von Bildung in kreativen Handlungsfeldern, welche - eine Weile zumindest -grundlegend sein sollte.
Die Fachprofunden Herausgebenden werden von einem nicht minder kompetenten Beirat und besonders von den zahlreichen im Segment des Themas aktiven oder forschenden Autorinnen und Autoren unterstützt. So bietet das Handbuch eine durch tätige Praxis gesicherte und bestätigte Theorie und ist somit selbst kulturell bildend, ganz im Duktus der Handbuchinhalte.
Das nicht gerade handliche Werk bietet im Teil I Grundlagen Kultureller Bildung mit ausführlichen Darlegungen theoretischer Erkenntnisse und Festlegungen zu Mensch und Kultur, Bildung, den Künsten und der Gesellschaft. Der zweite Teil zeigt die Praxisfelder auf, befasst sich also mit Rahmenbedingungen, Handlungsfeldern, Adressatengruppen, Professionalisierung und Evaluation.
Die 181 Schreibenden zeugen von der vom Herausgeberteam offensichtlich gewünschten Pluralität der theoretischen Sichtweisen zum Themenfeld. Kaum erkennbar sind Praxisnahe Umsetzungen, Projekte, Forderungen und Zielformulierungen der freien, außerschulischen, freizeitlichen Kultur junger Menschen, geschweige konkrete Hinweise auf die Mannigfaltigkeit der hohen Kultur auf der „Bühne des Lebens“ von engagierten und kreativen Kindern und Jugendlichen allerorten. Da hat die Theorie mal wieder die Praxis plattgedr_u_ckt. Schade, denn Kulturelle Bildung hätte weise Theorien doch so viel mehr ergänzen können.
Zudem scheinen alle Erkenntnisse kreativer Lern-, Vermittlungs- und Gestaltungstheorien an den Macherinnen und Machern des Machwerks vorüber gegangen. Kein einziges Foto, keine Illustration, nicht mal eine lithographische Idee lockern die in 8-Punktschrift nur mühsam und beschwerlich zu lesende und mit 1080 Seiten unendlich wirkende Textwüste auf. Es ist keine Handlungsanweisung und es ist auch keine Arbeitshilfe und auch keine Projektdokumentation. Doch selbst ein eigenständiges Kulturstück wie ein Grundlagenwerk verdient es, anregend gestaltet zu sein.
Das dicke Buch bietet eine Fülle an Nachdenkens werten, informativen, fundierten, wissenschaftlich gesicherten, Kultur- und Bildungspolitischen Erkenntnissen und Positionierungen. Für den Alltag kultureller Kinder- und Jugendbildung werden wohl die Bedingungen und die Erfordernisse vor Ort Massstab für das Gelingen und Erreichen hehrer Bildungsziele entscheidend sein.
(c) 6/2013, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.