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Literaturreiseführer gibt es viele, und jeder behauptet von sich, ganz anders zu sein, ganz besonders. Gar so anders ist "Hessen erlesen!" zwar nicht, Gertrud und Joachim Steiger, Buchhändler aus Bad König im Odenwald, unterbreiten sechsundfünfzig Vorschläge für literarische Visiten in hessischen Ortschaften, der Band ist mit Fotos und Adressen versehen, er enthält das, was man von einem solchen Führer erwarten darf. Trotzdem bietet er in allem mehr: Die Auswahl der Orte mischt sehr viel Überraschendes - wie den Lilipark in Offenbach, die Stele für Mallarmés deutsche Frau Marie in Bad Camberg, den Longfellow-Brunnen in Geisenheim - in die unvermeidlichen, darum nicht weniger schönen hessischen Klassiker, die Fotos schlagen in ihrer Klarheit und Druckqualität die anderer Führer um Längen, und die nüchternen, gleichwohl mit spürbarer Begeisterung geschriebenen Texte liest man gern. Dass die Autoren das Kunststück fertigbringen, einerseits den Mythos zu dekonstruieren, die Burg Frankenstein bei Darmstadt hätte irgendetwas mit dem Roman der Rhein-Reisenden Mary Shelley zu tun, und im selben Atemzug unsere Lust zu wecken, trotzdem dort hinzufahren, macht ihnen so schnell keiner nach. Nur dass Nordhessen, verglichen mit der südhessischen Heimat des Autorenpaares, mit deutlich weniger Empfehlungen auskommen muss, ist nicht recht. Kassels "Grimmwelt" oder die Löwenburg im Park Wilhelmshöhe hätte man in diesem Band doch gern gesehen.
spre.
"Hessen erlesen!" von Gertrud und Joachim Steiger. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2020. 192 Seiten, 85 Abbildungen. Gebunden, 28 Euro.
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