Der Autor Victor Lodato hat mit dem Roman „Honey“ ein eigenständiges Werk geschrieben, in dessen Mittelpunkt die bereits 82-jährige Honey steht.
Mich hat der etwas andere Schwerpunkt von diesem Buch interessiert. In diesem Roman steht eine etwas ältere, aber dennoch adrette Dame mit dem
wohlklingenden Namen Honey im Mittelpunkt und lässt den Leser an ihrem Leben Anteil nehmen. Ich hatte keine…mehrDer Autor Victor Lodato hat mit dem Roman „Honey“ ein eigenständiges Werk geschrieben, in dessen Mittelpunkt die bereits 82-jährige Honey steht.
Mich hat der etwas andere Schwerpunkt von diesem Buch interessiert. In diesem Roman steht eine etwas ältere, aber dennoch adrette Dame mit dem wohlklingenden Namen Honey im Mittelpunkt und lässt den Leser an ihrem Leben Anteil nehmen. Ich hatte keine konkreten Erwartungen an dieses Werk, dennoch habe ich mich voller Vorfreude in dieses Abenteuer gestürzt.
Der Erzählstil von Lodato passt wahrlich perfekt zu dem Charakter der Honey. Mit viel Wortwitz wird hier das Leben von Honey, welche eigentlich Ilaria Fazzinga heißt, erzählt. Mit sarkastischem Unterton wird ihr Leben beleuchtet und zum Teil ist der Erzählstil sehr direkt, es wird nichts beschönigt. Und dann gibt es wieder blumigere Passagen, wo eher umschrieben wird – hier werden unangenehme Details schöngeredet oder zum Teil ganz verschwiegen. Mit viel Humor und einer gut in Szene gesetzten Sprachgewalt bekommt der Leser einen Eindruck in den Alltag dieser älteren Dame. Dieser Roman wird aus der Perspektive von Honey erzählt, sodass man einen vielseitigen Eindruck in ihre Gedanken und Gefühle bekommt. Auch ihre Erinnerungen werden näher beleuchtet, innerhalb des Buches gibt es ein paar Rückblenden. Dadurch erkennt der Leser, welche Anekdoten Honey geprägt haben, welche Erfahrungen sie bereits in jungen Jahren gemacht hat und wie die Bindung zu ihrer Familie, insbesondere zu ihrem Vater war. Die Erzählperspektive führt auch dazu, dass man sich der Protagonistin noch stärker verbunden fühlt. Man ist als Leser quasi direkt am Geschehen und hat das Gefühl, dass Honey die Rückblenden einem direkt erzählt, damit man die Zusammenhänge besser erkennt.
Nach dem Tod ihrer zwei besten Freundinnen kehrt Honey wieder zurück in ihre Heimatstadt. Dabei lässt es sich nicht vermeiden, dass sie wieder auf ihre Familie trifft, denen sie eigentlich den Rücken gekehrt hatte. Honey muss sich mit der Vergangenheit auseinander setzten. Stück für Stück erkennt der Leser die Zusammenhänge und muss auch erkennen, dass sie aus einer mafiösen italienischen Familie entstammt, welche nicht einfach zu handhaben ist. Honey ist damals in die weite Welt gezogen, um sich den schönen Sachen des Lebens – wie Kunst oder Mode – zu widmen. Auch dachte sie, dass sie dank Psychiater all dies verarbeitet hat. Als die toughe und modebewusste Dame von Welt dann wieder auf ihre Familie trifft, muss sie einiges überdenken. Honey hat wirklich einen interessanten Blickwinkel auf die Welt, ihr eigenes Leben und das Bestreiten des Alltags und ist dabei recht weltoffen, hat sie doch selbst auch schon einiges erlebt. Allgemein hat es mir viel Freude bereitet, diese starke Frau durch ihr Leben zu begleiten. Mitzuverfolgen, wie sie die Welt sieht und dabei die ein oder andere Hürde meistert, und dabei immer auf ihr Aussehen achtet, hat mir als Leser großes Vergnügen bereitet.
Gelungen fand ich hier auch die Darstellung der Nebencharaktere. Ihr Neffe der Familie Fazzinga ist ein machtgieriger Mann, der nur schwer Widerworte ertragen kann. Er möchte immer noch an alte Erfolge anknüpfen und schwört dabei auf das Familienunternehmen. An seiner Seite ist der gewaltbereite Sohn Peter, welcher wohl später seinen Platz in der Familienhierarchie einnehmen soll. Als starker Kontrast ist hier der zweitgeborene Sohn Michael. Dieser ist feinfühliger und sucht seinen Platz in der Welt und auch sich selbst. Honey erkennt seine missliche Lage erst später und gibt ihr Bestes, um Michael zu helfen. Ein wichtiger Part ist auch die Nachbarin Jocelyn. Auch sie wirkt eher verloren und sucht noch nach ihrem Platz. Leider hat sie auch einen Hang zu gewalttätigen, dominanten Männern, welche dieses Verhalten von Jocelyn ausnutzen. Die Beziehung zwischen den beiden Nachbarinnen fand ich immer recht faszinierend, wenn auch für mich nicht immer greifbar. Es ist nicht immer leicht zwischen den beiden und ab und zu haben sie ihre Differenzen. Ein ebenso wichtiger Charakter ist der Maler Nathan. Dieser ist offen und feinfühlig. Er hilft Honey in gewissen Situationen und ist für sie eine wichtige Stütze, aber auf der anderen Seite bereichert auch Honey das Leben von Nathan – es ist ein geben und nehmen. Den Umgang der beiden miteinander fand ich sehr gelungen dargestellt. Insgesamt lebt dieser Roman von seinen zwischenmenschlichen Beziehungen und im Mittelpunkt dieser steht Honey.
Der Autor Victor Lodato konnte mich mit seinem Roman „Honey“ überzeugen. Im Mittelpunkt steht hier diese außergewöhnliche Frau, welche mit viel Sarkasmus und Weltoffenheit ihr Leben meistert. Ich habe mich wahrlich gut unterhalten gefühlt. Von mir gibt es 4 Sterne.