Sebastian Fitzek ist vor allem durch seine zahlreichen Thriller ein bekannter, geschätzter und genialer Autor. Nebenher ist er mit Romanen gestartet, die zwar keine Thriller sind, aber trotzdem mit dem Tod etwas zu tun haben. Sicherlich scheiden sich hier die Geister, bzw. die Meinungen der Hörer
und Leser. Während ich mich bisher nicht in die Thriller vertiefen konnte, finde ich die Ideen und den…mehrSebastian Fitzek ist vor allem durch seine zahlreichen Thriller ein bekannter, geschätzter und genialer Autor. Nebenher ist er mit Romanen gestartet, die zwar keine Thriller sind, aber trotzdem mit dem Tod etwas zu tun haben. Sicherlich scheiden sich hier die Geister, bzw. die Meinungen der Hörer und Leser. Während ich mich bisher nicht in die Thriller vertiefen konnte, finde ich die Ideen und den Aufbau der Nicht-Thriller einfach genial. Dieser Nicht-Thriller sticht allerdings an Skurrilität, abgefahrenem Humor und unglaublichen Situationen die beiden Vorgängerromane aus. Was als recht harmloses Date beginnt, steigert sich mit jedem Kapitel mehr in Verstrickungen, einem echten Horror-Date mit ungewissen Ausgang. Aber warum eigentlich? Auf einer Dating-Plattform „The Walking Date“, (schon allein der Name der Plattform sollte einen misstrauisch machen, oder?), lernen sich Menschen kennen, die nicht mehr lange leben werden. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, Gleichbetroffene kennen zu lernen, noch einmal ihr Leben auszuleben, vielleicht sich zu verlieben und verrückte Sachen zu machen.
Über dieses Dating-Portal lernen sich der sensible und warmherzige Strafrechtler Raphael Nader, 35, und die neugierige erwartungsvolle Eheberaterin und Psychologin Nala kennen. Beide haben das gleiche Schicksal, sie sind krank und wissen, dass das Ende naht. Spätestens hier kommt man doch ins Grübeln. Nachdem beide sich über einen gewissen Zeitraum geschrieben haben und über persönliche Dinge ausgetauscht haben, soll nun endlich ein Treffen stattfinden. Eigentlich ein Blind-Date, denn beide wissen nicht wie der andere aussieht. Aber Raphael ist an dem Tag so geschwächt und muss gepflegt werden, dass er nicht zum Date gehen kann. Um Nala nicht zu enttäuschen, schickt er seinen besten Freund Julius, der in 14 Tagen heiraten will, vertretungsweise zum Date. Da Julius selbstverständlich nicht sein wahres Ich gegenüber Nala offenbart, beginnen schon mit den ersten Gesprächsthemen die Missverständnisse. Julius verstrickt sich in immer mehr dubiose Lügen, die sich nun nicht mehr erklären lassen. Witzige, ironische Dialoge, unglaubliche Situationen, kuriose Begebenheiten und gleichzeitig das Wissen um die Krankheiten, den damit verbundenem Schmerz ,der Trauer und vielen Emotionen, verarbeitet Fitzek auf geniale Weise. Sicherlich ist vieles sehr überzogen, manch einem wird es zu humorvoll sein, dem anderen zu dramatisch. Ich glaube, man sollte nach manchem Kapitel etwas innehalten und seinen eigenen Gedanken über das gehörte nachhängen. Mir persönlich ging es so, als ich mir Gedanken darüber gemacht habe, ob ein Autor, in diesem Fall Sebastian Fitzek, dieses große, oft unausgesprochene Thema Tod, dem die meisten zu Lebzeiten lieber aus dem Weg gehen, in einen mit Humor gespickten Roman verpacken kann. Ja, es funktioniert. Als ich mich vor einigen Jahren auf eine Trauerrede vorbereitete, habe ich selbst erfahren, wie man der Trauer und dem großen Schmerz begegnen kann, indem man Platz schafft für Freude und an glückliche und schöne Erinnerungen denkt. Humor scheint da unpassend zu sein und Kopfschütteln bei anderen hervorzurufen, aber mit dem gewissen Humor lässt sich diese Situation besser ertragen. Deshalb darf man auch niemanden vorverurteilen, dem es gelingt mit dem Humor auch so schwierige Themen zu bewältigen. Irgendwie hat das ja auch mit der Suche nach dem wer bin ich, zu tun. Kann ich mich dieser Trauer, dieser Angst und diesem Schmerz stellen. Unter diesem Aspekt konnte ich mich voll und ganz dem Hörvergnügen widmen.
Die Hauptakteure des Romans sind alle sehr unterschiedlich, von exzentrisch bis spitzfindig und ihre speziellen Charaktere sehr detailliert beschrieben. Es gibt eine Unmenge an Szenen, die mir wie ein Film vor den Augen abliefen und ich lachen musste. Das sind vor allem die Kapitel um Nalas Verwandtschaft. Die Kapitel um Raphaels Erkrankung hingegen waren aufrüttelnd und berührend. Die Erzählweise ist typisch für Fitzek, schnell ohne und Schnörkel. Die Geschichte ist durchweg spannend. Das Horror-Date hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Dank der warmen und sehr vielseitigen Stimme des Sprechers Simon Jäger wurde das Hörbuch zum absoluten Hörvergnügen. Der Wechsel in der Stimmlage, das konsequente Durchhalten, die Stimmen der einzelnen Hauptpersonen darzubieten, so dass man als Hörer auch genau erkannte um wen es gerade geht, fand ich schon einmal grandios.
Das Ende des Hörbuches wird durch das Gespräch zwischen Fitzek und Jäger noch einmal amüsant und witzig. Dieser Schlagabtausch ist erfrischend und herzlich, mal was anderes! Also unbedingt bis zum Ende hören.