Etwas hinter dem Potenzial geblieben
In “If You Fly Too Far” von Tine Nell geht es um die kürzlich verlassene Fitnesstrainerin Elana, die daraufhin nach Fuerteventura auswandert und dort in einem Luxusresort anheuert. Die einzige Regel in ihrem neuen Job: keine Flirts oder Beziehungen zu den Gästen
des Hotels. Natürlich ist eine ihrer ersten Begegnungen der gutaussehende, junge Adrian, zu dem sie…mehrEtwas hinter dem Potenzial geblieben
In “If You Fly Too Far” von Tine Nell geht es um die kürzlich verlassene Fitnesstrainerin Elana, die daraufhin nach Fuerteventura auswandert und dort in einem Luxusresort anheuert. Die einzige Regel in ihrem neuen Job: keine Flirts oder Beziehungen zu den Gästen des Hotels. Natürlich ist eine ihrer ersten Begegnungen der gutaussehende, junge Adrian, zu dem sie eine Anziehung spürt. Eins kommt zum anderen und die beiden gehen das gefährliche Spiel ein.
Ich fand die Idee und Geschichte wirklich nett und habe mich auch gut unterhalten gefühlt. Klar, das Ende und der Plottwist waren recht früh eindeutig, aber das ist, glaube ich, dem Genre geschuldet und hat mich nicht davon abgehalten, wissen zu wollen, was passiert.
Ein paar Punkte haben mir nicht ganz so gut gefallen, aber das ist natürlich auch einfach persönliches Empfinden.
Einige Ereignisse wurden einfach so erzählt, ohne näher darauf einzugehen. Beispielsweise hat Elanas Exfreund, mit dem sie sogar zusammenwohnte, einfach Schluss gemacht, aber darauf wurde nicht weiter eingegangen oder auch ihre Gefühlslage dazu wurde in ein paar Sätzen abgefrühstückt, als wäre es nur eine kleine Flirterei gewesen. Für mich wirkt das nicht nur unrealistisch, es ist auch eine gute Möglichkeit für Charakterbildung der ansonsten ehrlich gesagt eher flachen Figur Elana nicht genutzt worden. Daraus gelernt hat sie offensichtlich ja nicht, wenn man bedenkt, wie schnell sie sich am Ende wieder in eine ernste Beziehung mit Adrian stürzt. Auch der Vorfall mit Aleksej wird nicht mehr groß thematisiert, wobei Nell sich das ja vielleicht für Teil 2 noch aufgehoben hat. Nicht weiter eingegangen wird auch auf den „Fakt“, dass Elana einfach keine Freunde hat…? Ich meine, sie ist nett und hat im Resort ja auch sofort innige Freundschaften geschlossen. Für mich geht nicht auf, wieso sie gleichzeitig als Einzelgängerin gezeichnet ist...?
Ein weiterer Punkt, der mich irgendwie gestört hat, war diese angebliche Chemie und Anziehung zwischen Elana und Adrian. Die beiden haben nur Sport miteinander gemacht oder waren unterwegs und haben sich angeglotzt. Körperliche Anziehung schön und gut, aber dass sich eine kürzlich so verletzte Frau direkt wieder auf eine verbotene Beziehung mit einem Mann einlässt wirkt für mich sehr naiv und nicht ganz nachvollziehbar. Außerdem ist sie doch noch so jung, wieso ist ihr Glück denn immer von einer festen, monogamen, ernsten Beziehung zu einem Mann in einer Machtposition (beides Mal ihr Chef) abhängig?! Ich glaube, all das war ein Grund dafür, wieso ich von Anfang bis Ende nie so wirklich warm mit Elana und den meisten anderen Charakteren wurde…
Grundsätzlich hätte ich mir anstatt der Beschreibungen des ständigen Sporttreibens (klar, versteh ich schon als Fitnesstrainerin) auch insgesamt einfach mehr Szenen oder Dialoge über echte Emotionen und Gedanken gewünscht. Vielleicht hätte ich dann die Handlungen und Geschehnisse eher als plausibel und spannend empfunden.
Alles in allem war es so ein nettes Leseerlebnis, das mir aber wohl eher nicht längerfristig im Kopf und im Herzen bleibt, was aber vollkommen okay ist, wenn man Lust auf einen recht unterhaltsamen Quick Read hat.