Esther Safran Foer, die als Zweijährige 1949 mit ihren Eltern Deutschland verließ, wurde und wird nicht müde, ihre Wurzeln zu suchen, die in der Nazizeit verloren gingen. Die Familie war (und ist bis heute) jüdischen Glaubens und wurde während des Holocaust fast völlig ausgelöscht. So führt ihre
Suche sie seit vielen Jahren (teilweise zusammen mit ihrem Sohn Frank) rund um den Globus, um ihre…mehrEsther Safran Foer, die als Zweijährige 1949 mit ihren Eltern Deutschland verließ, wurde und wird nicht müde, ihre Wurzeln zu suchen, die in der Nazizeit verloren gingen. Die Familie war (und ist bis heute) jüdischen Glaubens und wurde während des Holocaust fast völlig ausgelöscht. So führt ihre Suche sie seit vielen Jahren (teilweise zusammen mit ihrem Sohn Frank) rund um den Globus, um ihre Herkunft und die ihrer Eltern zu ergründen. In „Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind“ schreibt sie sowohl über das Hier und Jetzt, aber auch über die Vergangenheit, denn das eine ist ohne das andere nicht möglich.
So nimmt sie den Leser mit auf eine Art packende Schnitzeljagd, die sie überall dorthin führt, wo Menschen aus dem ehemaligen ukrainischen Schtetl Trochenbrod (Schtetl ist die jiddische Bezeichnung für Siedlungen mit hohem jüdischen Bevölkerungsanteil), beziehungsweise deren Nachkommen, heute leben. Trochenbrod selbst existiert nicht mehr, es wurde zerstört. Gegen viele Widrigkeiten sucht sie akribisch on- und offline und wird, manchmal zu ihrer eigenen Überraschung, fündig. Erschwert wird ihre Suche vor allem auch dadurch, dass Orte und Menschen früher anders hießen oder genannt wurden. Die Suche der Autorin ist manchmal ein Rennen gegen die Zeit. Zeitzeugen gibt es so gut wie keine mehr, falls doch, muss sie sie schnell aufsuchen, um noch mit ihnen reden zu können. Aber vor allem die Tatsache, dass aus der Generation der Zeitzeugen fast niemand mehr lebt und etwas erzählen kann, macht Bücher dieser Art zu wichtigen Dokumenten für die Nachwelt, denn alle sollen erfahren, wer die Opfer waren und dass die Erinnerungen an sie weiterleben.
Anfangs fand ich das Buch eher anstrengend, was aber nicht an dem schweren Thema liegt, sondern an dem eher schwierigen Schreibstil, den komplizierten Sätzen, den vielen unbekannten Ausdrücken und den unglaublich vielen Personen, wobei auch der Stammbaum im Buch nicht unbedingt hilfreich ist. Aber nach und nach packte mich die Erzählung dann doch und das Buch zog mich in seinen Bann. Vor allem Esther Safran Foers Suche nach ihrer ermordeten Halbschwester aus der ersten Ehe ihres Vaters und das damit verbundene „Familiengeheimnis“ machte die Geschichte fast spannend.
Alles in allem fand ich das Buch packend und nach einer gewissen Gewöhnung flüssig zu lesen. Einzig die Tatsache, dass die Autorin sehr stolz auf ihre Familie ist und die Erfolge ihrer Söhne für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu oft erwähnt, bremste manchmal meinen Lesefluss. Aber für ein wichtiges und gutes Buch von mir 5 Sterne.