Vergangenheit und Versöhnung: Fesselnder, atmosphärischer Debüroman 4,5⭐️
„Das Haus hielt den Atem an.“
Die junge Isabel lebt 1961 alleine im Haus ihrer verstorbenen Mutter in der niederländischen Provinz. Ihr Leben verläuft in sehr ruhigen, geordneten Bahnen. Außer zu ihrem Dienstmädchen
und ihren beiden Brüdern, die längst nicht mehr im Haus wohnen, hat sie kaum Kontakte. Als ihr Bruder…mehrVergangenheit und Versöhnung: Fesselnder, atmosphärischer Debüroman 4,5⭐️
„Das Haus hielt den Atem an.“
Die junge Isabel lebt 1961 alleine im Haus ihrer verstorbenen Mutter in der niederländischen Provinz. Ihr Leben verläuft in sehr ruhigen, geordneten Bahnen. Außer zu ihrem Dienstmädchen und ihren beiden Brüdern, die längst nicht mehr im Haus wohnen, hat sie kaum Kontakte. Als ihr Bruder Louis eines Tages seine Freundin Eva ungefragt bei ihr einquartiert, gerät Isabels monotone Routine gehörig durcheinander. Sie fühlt sich mit dem unerwünschten Gast nicht mehr wohl in ihrem Haus, es verschwinden Dinge und Isabel wird immer mißtrauischer Eva gegenüber, von der sie nicht so recht weiß, was sie von ihr halten soll. Zwischen den beiden ungleichen Frauen entwickelt sich unerwartet eine starke Anziehung, die Isabels festgefügtes Weltbild erschüttert. Und nicht nur das, auch die Ereignisse der Vergangenheit werden wieder aufgewühlt ...
"Was war schon Glück? Was war das Glück wert, wenn es einen Krater hinterließ, der dreimal so groß war? Was wussten die Menschen, die von Glück sprachen, schon davon, was es bedeutete, jede Nacht von zischenden Flugzeugen und vom verzweifelten Hämmern an Türen und Fenstern zu träumen und morgens mit einer Hand an der Kehle aufzuwachen - der eigenen, an der eigenen Kehle. Was wussten sie davon, tagelang kein Wort zu sprechen, nie berührt worden zu sein, was wussten sie von Verlangen, vom Nichtspüren, und Nichts-Spüren. Was wussten sie schon von einem Haus, dass immer nur leerer wurde. Von sterbenden Tieren und sterbenden Vätern und sterbenden Müttern und von Schusslöchern in Baumstämmen unter eingeritzten Herzen mit den Namen von Menschen, die fehlten, und der aufgeplatzten Lippe eines Bruders. Und was wussten ... was könnte sie schon wissen von ..."
„In ihre Haus“ ist ein Roman, der mich wirklich positiv überrascht hat!
Yael van der Wouden schreibt sehr fesselnd, atmosphärisch und auch sinnlich.
"Darauf lief es hinaus: Einen kurzen, gierigen Moment lang hatte sie gelernt, was Begehren bedeutet. In diesen wenigen Tagen hatte sie seine Gestalt und seinen Geschmack erfahren. Leichtfertig hatte sie sich geöffnet, doch ihr Begehren blieb unerwidert."
Die Atmosphäre der 60erJahre, die Stimmung der Nachkriegszeit, ist atmosphärisch sehr gut eingefangen, die Charaktere authentisch. Isabel wirkt sehr distanziert, vor allem zu Beginn, dennoch ist man von Anfang an aus ihrer Sicht in der Geschichte drin. Eva ist eine deutlich vielschichtigere Figur, erst mit der Zeit entpuppt sich ihr Geheimnis.
"Ist das nicht seltsam? Niemand in diesem Land scheint irgendetwas zu wissen: Niemand weiß, wo sie wohnen, wer was getan hat, wer wohin verschwunden ist. Alles ein großes Geheimnis. Wissen ist flüchtig. Menschen sind einfach in der Nacht verschwunden und ..."
Zum Inhalt möchte ich nicht mehr verraten, um nicht zu spoilern.
Ich kann nur meine ausdrückliche Leseempfehlung für diesen fesselnden, intensiven Debütroman geben! Hat mich sehr begeistert!