Vor über zwei hundert Jahren (1816) erschien der erste Band des Reisetagebuchs „Italienische Reise“. Da lag Goethes Reise nach Italien allerdings schon zwanzig Jahre zurück. Von 1786 bis 1788 erfüllte sich Goethe einen Lebenstraum: eine Reise nach Italien. Im Jahre 1786 befand sich der spätere
„Dichterfürst“ Johann Wolfgang von Goethe in einer existenziellen Lebens- und Schaffenskrise und so…mehrVor über zwei hundert Jahren (1816) erschien der erste Band des Reisetagebuchs „Italienische Reise“. Da lag Goethes Reise nach Italien allerdings schon zwanzig Jahre zurück. Von 1786 bis 1788 erfüllte sich Goethe einen Lebenstraum: eine Reise nach Italien. Im Jahre 1786 befand sich der spätere „Dichterfürst“ Johann Wolfgang von Goethe in einer existenziellen Lebens- und Schaffenskrise und so markierte diese „italienische Reise“ einen Neuanfang für sein Werk. Er reiste (meist per Postkutsche und fast immer allein) bis nach Rom, wo er vier Monate blieb. Von Neapel aus unternahm er zwei Exkursionen auf den gerade aktiven Vesuv und besichtigte Pompeji. Dann segelte er mit dem Schiff nach Sizilien, wo er u.a. Palermo besuchte. Sein Rückweg führte ihn, wieder über Neapel, erneut nach Rom. Später sollte der Dichter dem Ideal von Natur und Kunst, von Anschauung und Gedanke nie mehr so nahe kommen wie in Venedig und Rom, zwischen der Campagna, Neapel und Sizilien.
Die Italien-Sehnsucht treibt noch heute unzählige Deutsche auf den Spuren Goethes gen Süden. So auch den Fotografen Helmut Schlaiß, der auf seiner Italienreise wie der Dichter seine Kunst und innere Ruhe wiederfinden wollte. Diese fotografische Spurensuche war jedoch mit einigen Abenteuern verbunden. Sie verlangte manchmal endlose Geduld beim Auffinden des Motivs und beim Warten auf den richtigen Moment. Außerdem war für ihn von Anfang an klar, dass er nur in Schwarz und Weiß arbeiten konnte, um sich Goethes Eindrücken zu nähern. So fotografierte er die Sehenswürdigkeiten in Rom in aller Frühe oder spät nachts, wenn die Tiberstadt von den Touristenströmen verschont war. Manchmal hat er auch touristenfreie Bildhälften zusammengefügt. Schlaiß hat seine Italienreise im Ein-Mann-Wohnmobil unternommen, mit dem er gelegentlich direkt vor Ort war. Seine fotografische Spurensuche zog sich (mit längeren Unterbrechungen) über drei Jahre hin. Mitunter bedurfte es auch großer Überredungskünste, um Einlass oder eine Fotogenehmigung zu erhalten.
Der wunderbare Bild-Text-Band ist zweigeteilt - zunächst die ganzseitigen Schwarz-Weiß-Fotos mit Zitaten aus der „Italienischen Reise“, im Anschluss dann Goethes Reisebericht selbst. Den Schlusspunkt setzt ein Nachwort „Nach Italien, nach Italien!“ zu Goethes „Italienischer Reise“ des Kritikers Denis Scheck. Für Goethe- und literarische Italienfreunde ein absolutes Muss.