Bewegende Biografie einer starken Frau - Geboren 1934 wuchs Jutta Ryneck in einer Familie von überzeugten Sozialdemokraten auf. Sie studierte Jura an der Freien Universität Berlin, u. a. bei Ernst Eduard Hirsch. Während sie bei ihm an ihrer Doktorarbeit schrieb und als Assistentin, später Oberrätin
arbeitete, heiratete sie Peter Limbach, drei Kinder folgten. Sie trat in die SPD ein, wurde 1971…mehrBewegende Biografie einer starken Frau - Geboren 1934 wuchs Jutta Ryneck in einer Familie von überzeugten Sozialdemokraten auf. Sie studierte Jura an der Freien Universität Berlin, u. a. bei Ernst Eduard Hirsch. Während sie bei ihm an ihrer Doktorarbeit schrieb und als Assistentin, später Oberrätin arbeitete, heiratete sie Peter Limbach, drei Kinder folgten. Sie trat in die SPD ein, wurde 1971 habilitiert und war als Professorin an der jur. Fakultät der FUB tätig. Die Familie lebte in Bonn, sie pendelte nach Berlin, der Mann ein Vorreiter als Hausmann und Erzieher. Ab 1989 dann war sie Justizsenatorin in Berlin und in dieser Rolle maßgeblich verantwortlich für die „Rechts- und Justizeinheit“ nach der Wiedervereinigung. Im März 1994 erfolgte dann die Ernennung zur Verfassungsrichterin am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe; kurze Zeit später trat sie die Nachfolge von Roman Herzog als dessen Präsidentin an. Und statt sich von hier in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden wurde sie danach zur Chefin der Goethe-Institute, die sie durch engagierte Führung aus einem finanziellen und strukturellen Tief holte.
Jutta Limbachs Biografie liest sich spannend wie ein Roman. Sie hat als Frau „soziale, juristische, kulturelle und geschlechterpolitische Weichenstellung“ betrieben – zu einer Zeit, als Männern die großen Karrieren vorbehalten waren und deren Meinungen oftmals viel (mehr) Gewicht hatten. So gesehen war sie in Vielem eine Pionierin ihrer Zeit, die mit Bedacht, Witz, enormem fachlichen und kulturellen Wissen ihren Weg als Juristin, Politikerin, Richterin, als Frau und Feministin, meisterte.
Gleichzeitig ist Limbachs Wege geprägt von großen politischen, gesellschaftlichen und juristischen Ereignissen. Die Studentenbewegungen der 67er, der Terror der RAF, die Wiedervereinigung von BRD und DDR, das Karlsruher „Blauhelm-Urteil“ oder das „Kruzifix-Urteil“ fielen in ihre Zeit. Damit liest sich das Buch auch als Biografie der jüngeren deutschen Geschichte und trägt viel zum Verständnis von Zusammenhängen bis in die heutige Zeit bei.
Gunilla Budde hat es durch ihren einzigartigen Schreibstil geschafft, die Biografie Jutta Limbachs sehr fundiert und detailliert darzustellen, gleichzeitig aber auch sehr unterhaltsam und spannend zu gestalten. Dies ist nicht zuletzt den zahlreichen persönlichen Auszügen aus Tagebüchern und Berichten von Familie und Wegbegleitern sowie Fotos zu verdanken. Kleine Anekdoten und Begegnungen – zuweilen hat man beim Lesen den Eindruck, als würde Jutta Limbach direkt im Raum stehen und einem zuzwinkern.