Die von Ludendorff in die Welt gesetzte und geschürte 'Dolchstoßlegende' wird gerade gerückt!
Der Geschichtsunterricht an den Schulen hat nach meiner allerdings schon einige Jahrzehnte zurück liegenden Erfahrung einen riesigen Fehler: in der Unterstufe des Gymnasiums beginnt der Unterreicht mit
der Antike, also Griechen und Römer, geht dann über einige Ereignisse des Mittelalters bis zum Ersten…mehrDie von Ludendorff in die Welt gesetzte und geschürte 'Dolchstoßlegende' wird gerade gerückt!
Der Geschichtsunterricht an den Schulen hat nach meiner allerdings schon einige Jahrzehnte zurück liegenden Erfahrung einen riesigen Fehler: in der Unterstufe des Gymnasiums beginnt der Unterreicht mit der Antike, also Griechen und Römer, geht dann über einige Ereignisse des Mittelalters bis zum Ersten Weltkrieg, eventuell auch noch bis zum Niedergang der Weimarer Republik und den Anfängen der Nazi-Diktatur.
Auf die Mittelstufe folgt bekanntlich die Oberstufe. Und da beginnt das Spiel von Neuem: Antike - Mittelalter - Anfänge des 'Dritten Reiches'.
Kommt das Thema "Erster Weltkrieg" zur Sprache, geht das Husch Husch und endet mit dem Vertrag von Versailles. In welchem dem Deutschen Reich die Alleinschuld am Ersten Weltkrieg angelastet wurde. Mit der Folge der ungeheuren Reparationszahlungen, der Besetzung des wirtschaftlich für Deutschland so wichtigen Rheinlandes, Gebietsverlusten etc.
Der höchst intrigante Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff, der ab August 1914 mit Paul von Hindenburg ein 'erfolgreiches Feldherren-Duo' bildete, hatte bereits ab 1916 die Vorstellung einer Militärdiktatur in Deutschland. Als 'Blitzableiter' für seine eigenen Fehler und Unfähigkeit setzte er die Dolchstoß-Legende in die Welt und sorgte so auch dafür, dass die Weimarer Republik wenig bis gar keine Überlebenschancen hatte. Dass auf die Weimarer Republik das 'Dritte Reich', die Nazi-Diktatur folgte.
So weit, so gut beziehungsweise schlecht.
Was im Geschichtsunterricht jedoch völlig untergeht, das sind die Geheimansprachen, die Geheimverträge, der Revanche-Gedanken für die Niederlage Frankreichs am Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 mit dem Verlust Elsass-Lothringens an das Deutsche Kaiserreich. Von Raymond Poincaré bis zum Exzess vorangetrieben.
Die Britten standen dabei in der Niederträchtigkeit mit der Absicht, ihr zusammengeraubtes Empire zu retten, in keiner Weise zurück.
Gleiches gilt für das russische Zarenreich. Wobei es in dem Fall natürlich nicht um das Empire ging. Sondern um die Vormachtstellung auf dem Balkan mit dem zerfallenden Osmanischen Reich, die Verfügungsgewalt über den Bosporus und die Dardanellen.
Wer mit wem warum 'mauschelte', welcher Staat mit welchem unter welchen Bedingungen, welchen Versprechungen und Zielsetzungen und welchen nicht vorstellbaren Grausamkeiten den ersten maschinell geführten Krieg führte, all das beschreibt Rainer F. Schmidt ausführlich.
Es soll in keiner Weise eine Rechtfertigung für alle historischen Folgen sein. Aber die Zuweisung der 'alleinigen Kriegsschuld' an das Deutsche Reich war völlig unbegründet.
Nochmals und ausdrücklich betont: es geht um den Begriff der 'alleinigen Kriegsschuld'!
Die Friedenbemühungen des 28sten US-amerikanischen Präsidenten Thomas Woodrow Wilson mit seinem 14 Punkte Programm wurde mal von dieser, mal von jener und dann wieder von einer anderen Kriegspartei hintertrieben. Das Gemetzel ging weiter.
Wie es überhaupt zu diesem vier Jahre andauernden Gemetzel kommen konnte, weswegen das Attentat am 28. Juni 1914 auf Österreich-Ungarns Erzherzog Franz Ferdinand fälschlicherweise als Ursache für den Ersten Weltkrieg gedeutet wird, das erfährt man in diesem absolut lesenswerten Buch,
Die Vorgeschichte, Entwicklung und auch die Familienbande des deutschen Kaisers Wilhelm II, des britischen Königs George V. sowie des Zaren Nikolaus II, alle drei Vettern untereinander (Großmutter aller drei war Queen Victoria, Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland, ab Mai 1876 trug sie als erste britische Monarchin zusätzlich den Titel Kaiserin von Indien), das beleuchtet, begründet, erklärt Rainer F. Schmidt.
Geschichte kann ja so interessant sein!!