Das Ende der westlichen Vorherrschaft
Samuel P. Huntington beschreibt in seinem Klassiker „Kampf der Kulturen“ die Weltordnung nach dem Wegfall der Ost-West-Konfrontation. Seine zentralen Aussagen, die er ausführlich begründet, sind die, dass die Vorherrschaft der westlichen Welt zu Ende geht und
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Samuel P. Huntington beschreibt in seinem Klassiker „Kampf der Kulturen“ die Weltordnung nach dem Wegfall der Ost-West-Konfrontation. Seine zentralen Aussagen, die er ausführlich begründet, sind die, dass die Vorherrschaft der westlichen Welt zu Ende geht und dass die Grenzen der Zukunft nicht mehr die Ländergrenzen sind, sondern die Grenzen der Kulturen. Er beschreibt die verschiedenen, überwiegend religiös geprägten, Kulturkreise des 21. Jahrhunderts. Dabei glänzt er mit einem fundierten Detailwissen. Über seine Schlussfolgerungen kann man diskutieren.
Die Widersprüche in der westlichen Kultur bringt der Autor treffend auf den Punkt: „Die Demokratie wird gelobt, aber nicht, wenn sie Fundamentalisten an die Macht bringt; die Nichtweitergabe von Kernwaffen wird für den Iran und den Irak gepredigt, aber nicht für Israel; freier Handel ist das Lebenselixier des Wirtschaftswachstums, aber nicht in der Landwirtschaft; die Frage nach den Menschenrechten wird China gestellt, aber nicht Saudi-Arabien; Aggressionen gegen erdölbesitzende Kuwaitis werden massiv abgewehrt, aber nicht gegen nicht-ölbesitzende Bosnier.“ (293)
Huntington skizziert ein Beziehungsgeflecht zwischen den Kulturen, erläutert derzeitige Spannungsherde und prognostiziert künftige Konflikte. Da das Buch mittlerweile 20 Jahre alt ist, lassen sich seine Prognosen überprüfen. Der Autor hat die Krise zwischen Russland und der Ukraine vorausgesagt und auch seine Aussagen zur Entwicklung von China zur dominierenden asiatischen Macht bestätigen sich. Entsprechendes gilt für die Voraussage gewalttätige Strömungen im Islam.
Gibt es künftig nur noch Kriege zwischen unterschiedlichen Kulturkreisen? Knapper werdende Ressourcen lassen m.E. vermuten, dass es auch in Zukunft zu Konflikten innerhalb gleichartiger Kulturen kommen wird. Huntington erläutert auf überzeugende Weise, wie Spannungen reduziert werden können: „In der kommenden Ära ist es also zur Vermeidung großer Kriege zwischen den Kulturen erforderlich, dass Kernstaaten davon absehen, bei Konflikten in anderen Kulturen zu intervenieren.“ (522) Auch müssen wir lernen: „Modernisierung bedeutet nicht notwendig Verwestlichung.“ (113)