>>Da wurde mir plötzlich klar, wie sehr ich Edmund mochte. Es waren nur noch 2 Wochen bis zu dem SCHRECKLICHEN, meine Mutter lag im Krankhaus und starb an Krebs, ich hatte mir einen Zeh gebrochen, aber natürlich war es ein Spitzensommer. In jeder Hinsicht. Jedenfalls bis dahin.>>
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Hakan
Nesser`s Roman ist kein gewöhnlicher Krimi, sondern eher eine Geschichte über die letzten Tage einer…mehr>>Da wurde mir plötzlich klar, wie sehr ich Edmund mochte. Es waren nur noch 2 Wochen bis zu dem SCHRECKLICHEN, meine Mutter lag im Krankhaus und starb an Krebs, ich hatte mir einen Zeh gebrochen, aber natürlich war es ein Spitzensommer. In jeder Hinsicht. Jedenfalls bis dahin.>>
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Hakan Nesser`s Roman ist kein gewöhnlicher Krimi, sondern eher eine Geschichte über die letzten Tage einer Kindheit.
Es ist Sommer 1962 und Eriks Mutter liegt im Sterben. Während sein Bruder bereits vor ein paar Jahren ausgezogen ist, verbringt Erik nun die Zeit allein mit seinem Vater daheim und die Männerkonversation geht über "Es wird ein harter Sommer." und "Es kommt, wie es kommt.", "Jaja, der Mensch denkt, Gott lenkt."-Sätzen nicht hinaus.
Und so wird bei einem Besuch im Krankenhaus beschlossen, dass Erik die Schulferien zusammen mit seinem Bruder, dessen Freundin und einem Klassenkameraden in dem kleinem Häuschen am See verbringen soll. Aber sein Bruder taucht ohne Freundin auf und die Männerwirtschaft scheint perfekt.
Es ist ein Sommer der Dosengerichte, des im See dümpelns, Bootsfahrten und Plumpsklos. Und auch die Absprache bzgl. Frauenbesuchen des älteren Bruders klappt reibungslos. Bis Henry mit Kim Novak auftaucht, der bildhübschen jungen Aushilfslehrerin und eigentlich die Freundin von Kanonen-Berra, einem knallharten Handballspieler...
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Mein erstes Buch von Hakan Nesser und ich war bereits von den ersten Seiten an Fan. Es ist, wie gesagt, kein klassischer Krimi. Es ist eine Geschichte über das Leben in den 60igern, des Erwachsenwerdens und einer Jungenfreundschaft, in der ein Mord geschieht. Der Vergleich mit "Stand by me" von Stephen King ist jetzt sicherlich ein bisschen an den Haaren herbeigezogen, aber auch hier ging es eher um die "Reise", um das Drumherum.
Allein schon die Sprachlosigkeit zwischen Vater und Sohn, deren Konversation sich ohne die Mutter allein auf Plattitüden beschränkt, damit man das Unaussprechliche nicht aussprechen muss, das fand ich schon sehr ergreifend und hat mich in seiner Schlichtheit sehr berührt. Das der Junge lieber 25 Minuten auf einem Krankenhausklo hockt, um nicht im Zimmer seiner Mutter sein zu müssen.... All dies fließt einfach so mit ein, ohne große Worte oder großen Emotionen und ist deshalb wahrscheinlich um so wirkungsvoller. Mich hat es hundertprozentig überzeugt. Leider wird es denjenigen schwerfallen, die einen spannenden Krimi mit Ermittler erwartet haben. Die sich dann auch bei dem doch recht offenem Ende die Haare raufen werden.
Ich kann nur sagen, dass ich das Buch in einem Rutsch weggelesen habe, auch wenn teilweise nicht mehr geschieht, als das ganz "normale" Leben eines pubertierenden 14jährigen. Mit diesem Roman habe ich Hakan Nesser als einen klassischen Geschichtenerzähler kennengelernt, mit einem klaren und sehr flüssigem Schreibstil und werde mich gleich mal auf die Suche nach weiteren Geschichten oder vielleicht dann auch Krimis, von ihm machen.