Ein Roman, der verblüht, bevor er Wurzeln schlägt
Der Roman „Lass uns noch bleiben“ von Saskia Luka, erschienen im Kein & Aber Verlag, beschäftigt sich mit den schmerzhaften Gefühlen des Verlassenwerdens und damit, wie mühsam es ist, das eigene Herz zu heilen.
Anna, selbstständig mit ihrem
kleinen Pflanzenladen und kunstbegeistert, befindet sich in einer chaotischen, wunden Phase ihres…mehrEin Roman, der verblüht, bevor er Wurzeln schlägt
Der Roman „Lass uns noch bleiben“ von Saskia Luka, erschienen im Kein & Aber Verlag, beschäftigt sich mit den schmerzhaften Gefühlen des Verlassenwerdens und damit, wie mühsam es ist, das eigene Herz zu heilen.
Anna, selbstständig mit ihrem kleinen Pflanzenladen und kunstbegeistert, befindet sich in einer chaotischen, wunden Phase ihres Lebens. Eben war Vinka noch da, hat ihre Welt mit Gesprächen und Nähe bereichert, doch nun ist sie spurlos verschwunden. Ohne ein Lebenszeichen zu hinterlassen, verlässt Annas Freundin sie von heute auf morgen. Zerrissen von Sehnsucht versucht Anna, einfach weiterzumachen. Doch die Gedanken an Vinka und das ständige „Warum?“ werden zu groß und sie will endlich Antworten. Trost findet sie bei Henning, einem zähen, aber herzlichen Antiquar, der seinen Buchladen direkt neben Annas Pflanzengeschäft hat.
Außerdem ist da noch Alex, ihr neuer Mitbewohner, der ihr plötzlich nicht mehr aus dem Kopf geht und langsam Annas Schutzschild durchdringt.
„Lass uns noch bleiben“ ist ein Buch, von dem ich viel erwartet habe. Gerade der Mix aus Pflanzen und Büchern klang für mich sehr vielversprechend, da beides auch in meinem Leben eine große Rolle spielt. Man spürt, dass die Autorin ein großes Talent für Sprache hat. Einige Sätze sind kunstvoll und poetisch ausgearbeitet. Die Geschichte an sich war okay: Sie hat mich weder unglaublich gefesselt noch gelangweilt. An vielen Stellen war mir das Buch jedoch zu sprunghaft, und es fühlte sich an, als würden ein paar Seiten fehlen. Auch die Dialoge konnte ich oft nicht nachvollziehen, da sie sehr wirr waren und sich die Gesprächspartner:innen nicht richtig aufeinander bezogen haben.
Die zweite Hälfte des Buches war für mich insgesamt stärker als die ersten Abschnitte, da ich hier mehr Emotionen für die Charaktere aufbringen konnte. Zu Beginn blieben die Figuren für mich leider zu flach, dennoch sind sie untereinander so unterschiedlich, dass ich mir ein gutes Bild von ihnen machen konnte.
Was mir überhaupt nicht gefallen hat, war der Umgang der Protagonist:innen mit Haustieren. Der Hund wird einfach zur Mutter gebracht, wenn er gerade nicht ins Lebensmodell passt. Der Kanarienvogel wirkt eher wie nette Deko, als dass er artgerecht gehalten wird und wird letztlich lieblos „entsorgt“, indem er einfach freigelassen wird, was in der Stadt vermutlich sein Ende bedeutet. Ja, Protagonist:innen dürfen auch unsympathisch handeln, das gehört dazu. Aber hier war es mir einfach zu viel und vor allem zu wenig eingeordnet. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Autorin hier Fehlverhalten thematisieren wollte, es wirkte vielmehr, als solle es einfach nur ein Teil der Handlung sein.
Insgesamt hat mich „Lass uns noch bleiben“ nicht überzeugt. Sprachlich hat das Buch einige wirklich starke Momente, inhaltlich jedoch haben mich zu viele Punkte gestört.