Dieser Mops heißt Herkules, wird aber vom Lemming, der unverhofft zu seinem Beschützer avanciert, Kuli genannt. Lemming heißt aber natürlich auch nicht Lemming, sondern Leopold Wallisch und ist Detektiv.
Zu ihm kommt eines Tages ein Engel (der sich später jedoch als schlichte Frau entpuppt) und
übergibt ihm ebendiesen Mops mit der Bitte, auf ihn aufzupassen. Kurz darauf wird genau diese Frau tot…mehrDieser Mops heißt Herkules, wird aber vom Lemming, der unverhofft zu seinem Beschützer avanciert, Kuli genannt. Lemming heißt aber natürlich auch nicht Lemming, sondern Leopold Wallisch und ist Detektiv.
Zu ihm kommt eines Tages ein Engel (der sich später jedoch als schlichte Frau entpuppt) und übergibt ihm ebendiesen Mops mit der Bitte, auf ihn aufzupassen. Kurz darauf wird genau diese Frau tot aufgefunden und jemand hat es offensichtlich auf besagten Hund abgesehen. Lemming, der, um sich das Rauchen abzugewöhnen, immer mal wieder ein Stück vermeintlichen Kautabak konsumiert, beginnt zu ermitteln, zuerst versucht er, den Besitzer des Hundes ausfindig zu machen. Bevor er ihn findet, wird er immer wieder von einem mysteriösen Motorrad verfolgt, muss sich mit Hilfe eines winzigen Bootes über die Donau retten und sucht dann Hilfe im Zoo, wo er früher als Nachtwächter arbeitete.
Eine Begegnung mit dem Hundebesitzer schließlich hat für Lemming böse Folgen, denen er sich nur durch eine Flucht entziehen kann, unter Hinterlassung eines ziemlichen Schlachtfeldes. Inzwischen hat er aber herausgefunden, was beziehungsweise wer hinter all dem steckt und was es schnellstens zu retten gilt.
Mehr darf hier in der Zusammenfassung des Inhalts nicht verraten werden, um sowohl die Spannung wie auch die Unterhaltung nicht zu verderben. Nur so viel sei erwähnt, dass es in diesem Roman um Verschwörungstheorien und deren Anhänger oder vielmehr deren Verbreiter geht.
Das Ganze ist derart verrückt, voller Absurdität, herrlich witzig, dabei immer hochspannend, so dass man durch die Seiten jagt. Zwischendurch ergeht sich Lemming in philosophischen Betrachtungen über mehr oder weniger aktuelle Ereignisse, wie die Pandemie und den Umgang damit und etliche andere meist kontrovers diskutierte Themen.
Gerade diese Abschweifungen, Lemmings Nachdenklichkeit und gleichzeitig seine Abgeklärtheit, aufgeschrieben mit dem typisch österreichischen schwarzen Humor, machen einen Heidenspaß. Seine Abrechnung mit all dem, was uns heute so beschäftigt, voller Lebensweisheiten im Vorübergehen. Da nimmt man es gern in Kauf, dass dafür die Handlung quasi kurz innehält und so die Spannung einen winzigen Dämpfer bekommt.
Dafür sind die Figuren herrlich gezeichnet, verschroben, mit ihre Marotten, ihren abstrusen Ansichten, den wunderbar kuriosen Dialogen voller Wortwitz und Tempo. Dazu die ständigen Twists, oft absurd, aber dennoch gut konstruiert und immer irgendwie plausibel. Und schließlich die Pointen, wie die wahre Natur des Kautabaks und wie dieser später noch erfolgreich zum Einsatz kommt.
Einfach genial, dieser Krimi, bitterböse, satirisch, demaskierend. Und der dabei so herrlich viel Spaß macht. Was mich wirklich bedauern lässt, dass dies der erste Roman ist, den ich von diesem Autor und mit diesem Protagonisten gelesen habe. Ganz sicher wird es aber nicht der letzte sein.
Eine klare und uneingeschränkte Leseempfehlung, besonders für alle, die schwarzen Humor mögen.
Stefan Slupetzky - Lemmings Blues
Haymon, Mai 2023
Klappenbroschur, 199 Seiten, 16,90 €