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Der Kunde ist König. Besser gesagt, er ist der Fluch einer jeden Kassiererin. Anna Sam schreibt stellvertretend für ihre stummen Kolleginnen - denn der "Servicemitarbeiter Kasse" ist eben doch meist weiblichen Geschlechts - vom Leiden am Arbeitsplatz Supermarktkasse. Als Kassiererin in einer großen französischen Filiale hatte die Autorin Gelegenheit, acht Jahre lang parallel zu ihrem Literaturstudium auch ein "Studium der menschlichen Dummheit" zu absolvieren. Der Inhalt des Buches ist skandalös. Während der deutsche Buchtitel vom Leid einer jungen Kassiererin spricht, benennt der französische treffend das Phänomen: Hier ist von der "tribulation", der Drangsal, die Rede, der man ausgesetzt wird, sobald man in einem Kittel hinter dem Fließband sitzt. Drei Minuten Pause pro Stunde, einen Gang zur Toilette muss man sich förmlich erbetteln. Stillhalten und freundlich sein wird erwartet, egal, wie unverschämt der Kunde auch sein mag. Als Kassiererin hat man jede Zumutung zu ertragen, ist zu einem gesellschaftlichen Neutrum degradiert. Anna Sam nimmt es mit viel Humor, aber überall schimmert durch: Die Kasse scheint so etwas wie ein rechtloser Raum inmitten der Gesellschaft zu sein, die Frau dahinter ein Wesen zweiter Klasse. Manche Supermarktketten gehen so weit, ihre Mitarbeiter an den Kassen konsequent zu bespitzeln, wie jüngst beim Discounter Lidl. Anna Sams Buch gibt viel zu denken. Der Sarkasmus der Autorin ist wohl der einzige Gestus, in dem ein solches Buch geschrieben werden kann. (Anna Sam: "Die Leiden einer jungen Kassiererin". Aus dem Französischen von Elisabeth Liebl. Riemann Verlag, München 2009. 176 S., br., 12,90 [Euro].) mith
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