»Sie sind ein kompliziertes und schwieriges Wesen und ich bin es auch.«
Thomas Mann an Ida Herz (18. Januar 1927)
Als Ida Herz Thomas Mann im Jahr 1924 auf einer Trambahnfahrt zwischen Fürth und Nürnberg anspricht und ihre Bewunderung ihm gegenüber kundtut, markiert das den Beginn eines über
drei Jahrzehnte währenden Austausches und findet auch Erwähnung im Roman „Doktor Faustus“. Bewusst…mehr»Sie sind ein kompliziertes und schwieriges Wesen und ich bin es auch.«
Thomas Mann an Ida Herz (18. Januar 1927)
Als Ida Herz Thomas Mann im Jahr 1924 auf einer Trambahnfahrt zwischen Fürth und Nürnberg anspricht und ihre Bewunderung ihm gegenüber kundtut, markiert das den Beginn eines über drei Jahrzehnte währenden Austausches und findet auch Erwähnung im Roman „Doktor Faustus“. Bewusst meide ich den Begriff Freundschaft, da es zwar in ihren Augen ganz klar eine war und auch Thomas Mann in späten Jahren dazu tendierte, aber u.a. dessen Tagebucheinträge über Besuche von ihr überwiegend genervte Stimmungen vermerken.
Nichtsdestotrotz vertraute er ihr wie nur wenigen sonst Details über sein Leben und Werk an, beauftragte sie mit eigennützigen, aber nicht weniger vertrauensvollen Aufgaben und unterstütze ihr schon 1925 privat angelegtes „Thomas Mann Archiv“, indem er ihr zu diesem Zweck dienliches Material zusandte und er ebenfalls darauf stets zurückgreifen konnte, wenn er bestimmte Texte im Original oder als Abschrift für eigene Projekte benötigte.
Insgesamt sind 432 Briefe abgedruckt, davon die allermeisten von Thomas Mann, einige von Katia Mann und nur 27(!) von Ida Herz. Dabei ist anzunehmen, dass über 400 Briefe ihrerseits verloren gegangen oder bewusst vernichtet wurden. Umso glücklicher die Tatsache, dass zu Beginn des Mannschen Exils im Jahr 1933 einige Briefe von ihr erhalten sind und dieser Austausch ein eindrückliches zeitgeschichtliches Dokument der damaligen Geschehnisse inner- sowie außerhalb Deutschlands ist.
Außerdem ist der gesamte Briefwechsel etwas besonderes, da er die ambivalente Beziehung beleuchtet und Einblicke in die Beziehung zu einer wichtigen Vertrauten Thomas Manns, auch innerhalb familiärer Ansichten, gibt. Nicht weniger das Nachwort des Herausgebers Holger Pils, welches den literarischen Wert anerkennt und trotzdem kritisch aufgestellt ist.
Schade ist nur, dass die wenigen Briefe zwischen Ida Herz und Katia Mann nach Thomas Manns Tod nicht in diesen Band aufgenommen wurden.