Mörderische Mieter?
Als in der vornehmen Wohnanlage Marchfield Square ein Mord geschieht, entdeckt die Vermieterin Celeste van Duren als erste den Toten. Die 82-jährige alte Dame, die von einer schlimmen Hüfte geplagt wird, bekämpft ihre Langeweile mit einem Fernglas. Damit spioniert sie ihren
Mietern nach und entdeckt Richard Gleads Leiche auf seinem Küchenfußboden. Während Celeste noch zögert…mehrMörderische Mieter?
Als in der vornehmen Wohnanlage Marchfield Square ein Mord geschieht, entdeckt die Vermieterin Celeste van Duren als erste den Toten. Die 82-jährige alte Dame, die von einer schlimmen Hüfte geplagt wird, bekämpft ihre Langeweile mit einem Fernglas. Damit spioniert sie ihren Mietern nach und entdeckt Richard Gleads Leiche auf seinem Küchenfußboden. Während Celeste noch zögert den Mord zu melden, sie möchte schließlich ihr Hobby nicht preisgeben, alarmiert die heimkehrende Ehefrau Linda Glead die Polizei. Außer ihr scheint niemand Richard eine Träne nachzuweinen, denn er bewegte sich in zwielichtigen Kreisen. Außerdem verprügelte er regelmäßig seine Gattin, wofür ihn die gesamte Mietergemeinschaft verabscheute. Nachdem die Polizei ihre Untersuchungen beendet hat und das Spurensicherungsteam abgezogen ist, kehrt wieder Ruhe am Marchfield Square ein. Leider nicht für lange, denn bald wird Linda tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Für die Polizei ist der Fall damit klar: Gattenmord mit anschließendem Suizid der von Gewissensbissen überwältigten Ehefrau. Diese These will Celeste nicht akzeptieren. Deshalb bezahlt sie zwei ihrer Mieter, den ehemaligen Krimiautoren Lewis und ihre clevere Putzfrau Audrey, für eigene Ermittlungen. Sie sollen beweisen, dass Linda keinen Suizid beging und ihren Mann nicht ermordete.
Was zunächst wie das Hirngespinst einer exzentrischen alten Lady erscheint, entpuppt sich bald als richtig. Wie die Obduktion ergibt, wurde auch Linda getötet. Doch dieser zweite Mord verkompliziert den Fall erheblich. Während um Richard niemand trauert und Audrey sich bald fragt, wie dieser es vermieden hat, nicht schon viel früher umgebracht zu werden, hatte Linda keine Feinde.
Auf den ersten Blick wirkt Celestes Detektivgespann eher disharmonisch. Da ist Lewis, ein introvertierter Krimischriftsteller, der nach einem erfolgreichen Debüt, zwei Misserfolge verzeichnete und inzwischen als Recruiter arbeitet. Nachdem er seit fünf Jahren am sehr überschaubaren Marchfield Square wohnt, kennt er keinen einzigen der anderen Mieter. Das aktuelle Verbrechen will er als Inspiration für einen neuen Krimi nutzen. Audrey Brooks, Celestes Putzfrau und Mieterin, tickt ganz anders. Sie ist empathisch, hilfsbereit und sehr beliebt bei ihren Nachbarn. Als Reinigungskraft arbeitet sie noch nicht lange, sondern erst seit sie ihren alten Job aufgeben musste. Hängt das damit zusammen, dass Putzen eine therapeutische Wirkung auf sie hat? Audrey leidet unter finanziellen Schwierigkeiten, daher kommt ihr Celestes lukratives Angebot sehr gelegen. Außerdem will sie Linda Gerechtigkeit verschaffen.
Auch die übrigen Charaktere sind sehr überzeugend und lebendig, vom pensionierten Colonel bis hin zum ehemaligen Filmstar. Später stellt sich heraus, dass Celeste und ihr verstorbener Mann, die Mieter nach eher unkonventionellen Kriterien ausgesucht haben.
Nicola Whyte ist mit „Marchfield Square“ ein sehr überzeugendes Krimidebüt gelungen. Sie schreibt so bildhaft und anschaulich, dass man sich innerhalb des Platzes bald wie zu Hause fühlt und die Mieter zu kennen glaubt. Da aus der Perspektive der Amateurdetektive Audrey und Lewis, sowie ihrer Auftraggeberin Celeste berichtet wird, befindet sich der Leser immer auf dem aktuellen Stand der Ermittlungen. Mit Pfiffigkeit und Einfallsreichtum werden die Geheimnisse des Viertels gelüftet, die nicht immer etwas mit dem Verbrechen zu tun haben. Zahlreiche Verwicklungen führten mich wiederholt in die Irre und hielten die Spannung hoch. Es hat Spaß gemacht, mitzuraten und letztlich war ich von der Lösung überrascht, die ich so nur teilweise auf dem Schirm hatte. Das Verbrechen wird logisch aufgeklärt und Audrey und Lewis entpuppen sich als detektivisches Dreamteam, das viel mehr herausgefunden hat als die Polizei. Am Ende erwartet den Leser noch eine saftige Überraschung, über die ich nichts verraten werde.
Nicola Whyte hat einen spannenden Cosy Krimi mit Charme und Humor geschrieben. Die Geschichte war sehr kurzweilig zu lesen und hat mich hervorragend unterhalten. Ich hoffe auf eine rasche Fortsetzung und bin zuversichtlich, die Leute vom Marchfield Square bald wiederzusehen. Vielleicht lerne ich dann auch die abwesende Mrs. Scott und ihren Sohn Tom kennen? Und erfahre, wie es dem unglücklichen Muffin inzwischen ergangen ist.