Morgens, wenn er aufwachte, lag er jedes Mal mit dem Kopf auf ihrem Kissen. Kann die Liebe zweier junger Menschen eine Brücke bauen über Schuld und Trauma nach dem Balkankrieg? Robert liebt Ana, und Ana liebt Robert. Doch etwas gerät zwischen sie, worüber Ana nicht sprechen kann. Etwas ist vorgefallen, damals, im Jugoslawien-Krieg, als sie noch ein Mädchen war. Eine ungeklärte Schuld ihres Vaters, die sie, weit weg von ihrer Heimat, bis nach Berlin verfolgt. Der serbische Kriegsverbrecher Zlatko imiæ steht in Den Haag vor Gericht. Im Zuschauerraum sitzt Robert und versucht, sich ein Bild von dem Mann zu machen, über den Ana so liebevoll erzählt hat. Wie konnte dieser Mann schuldig werden an einem teuflischen Verbrechen, bei dem 42 Menschen qualvoll verbrannten, ausgerechnet er, der Professor für Anglistik war und ein hochgebildeter und angesehener Shakespeare-Liebhaber? In Deutschland geboren, hat sich Robert für seine kroatische Abstammung nie interessiert, bis er eines Tages Ana begegnet, einer serbischen Studentin. Die Liebe zu ihr führt ihn in die Vergangenheit seiner Familie und die eines ganzen Volkes.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Ein Buch über den Versuch, die Wahrheit zu erfahren, die Wahrheit über den Bosnienkrieg. Barbara von Becker liest es als Geschichte einer Liebe vor dem Hintergrund einer bis heute offenen Wunde Europas. Es geht um die Verstrickungen der Elterngeneration, um Schuldkomplexe, die der junge Autor Nicol Ljubic in einem Klima von Besonnenheit und Fairness zu verhandeln versteht, wie die Rezensentin anerkennend erklärt. Beeindruckend findet Becker auch, wie souverän Ljubic poetische Liebesszenen, nüchterne Prozessbeobachtungen aus Den Haag, Fakten und Argumente miteinander arrangiert, die sachliche Schilderung der Verbrechen gegen die Gefühle seiner Figuren setzt.
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»Ein leiser Roman, der nicht von deutscher Schuld spricht und doch mit ihr konfrontiert.« Aachener Nachrichten, 24.04.2010








