Vorab möchte ich sagen, dass ich Biografien und Autobiografien sehr gerne lese. Eigentlich. Denn die Autobiografie von Nigel Kennedy fand ich dann doch, wie man neu-deutsch sagt, ein bisschen drüber. „Mein rebellisches Leben“ heißt das Werk und das „Rebellische“ ist darin auch der rote Faden.
Allerdings nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich. Daher konnte ich dem eher vulgären und…mehrVorab möchte ich sagen, dass ich Biografien und Autobiografien sehr gerne lese. Eigentlich. Denn die Autobiografie von Nigel Kennedy fand ich dann doch, wie man neu-deutsch sagt, ein bisschen drüber. „Mein rebellisches Leben“ heißt das Werk und das „Rebellische“ ist darin auch der rote Faden. Allerdings nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich. Daher konnte ich dem eher vulgären und chaotischen Buch wenig abgewinnen, es brachte mir den Künstler auch nicht wirklich näher.
Aber von vorn. Oder auch nicht, denn eigentlich ist damit schon alles gesagt.
Nigel Kennedy, einstiges Wunderkind und später Enfant Terrible der Klassik, ein Rebell ohne Grenzen – so könnte man das Leben des Violinisten kurz zusammenfassen. Aus dem kleinen Jungen, der bei den Klavierstunden seiner Mutter unter dem Instrument saß und zuhörte, wurde später der Starschüler von Yehudi Menuhin und dann der berühmte Punk an der Geige, der mit seiner Art versuchte, klassische Musik für alle zugänglich zu machen. Inzwischen ist er Mitte 60 und kein bisschen leiser. Und auch kein bisschen gemäßigter oder auch nur annähernd anständiger. In seiner Autobiografie reiht er wild Interessantes und Wissenswertes an Banales und erzählt Dinge aus seinem Leben, für die sich andere Menschen entleiben würden. So zum Beispiel, wie er als Dreizehnjähriger zum ersten Mal in Paris und dort seine Notdurft statt in die Toilette ins Bidet verrichtet hat.
Und spätestens ab da hatte ich auch ein echtes Problem mit dem Buch. Seine Sprache ist vulgär, seine Art herablassend und mir zu selbstgefällig. Wirklich Spaß hatte ich beim Lesen dadurch nicht und ich habe es auch nur weitergelesen, weil ich hoffte, irgendwann einen Draht zu ihm, seiner Kunst und seiner Person zu finden. Natürlich schreibt er am Anfang des Buchs eine Art Warnung, „Wo ich nun mal vierundsechzig bin, mag meine Ausdrucksweise der heutigen Gedankenpolizei möglicherweise hier und da politisch nicht ganz korrekt erscheinen, vor allem wenn ich witzig zu sein meine. […] Bitte ärgert euch nicht, entspannt euch!“ Witziges fand ich in dem Buch wenig, dafür eine Menge Chaos. Geärgert habe ich mich nicht, aber begeistert hat mich das Buch auch nicht. Für mich ist es ein Wust aus unzusammenhängenden Anekdoten über Treffen mit den Größen des Musikgeschäfts, mehr oder weniger gelungene Auftritte und Fußball dazu, mein persönliches Highlight: seine „Top 10 der Begegnungen mit der Polizei“.
Ja, das Buch ist ein echter Kennedy und ich habe bei der Lektüre gemerkt, dass ich wohl, im Gegensatz zu ihm, aus der Rebellen-Rolle herausgewachsen und erwachsen geworden bin. Mir liegt weder seine Art noch seine Sprache. Von mir zwei Sterne.