Mensch, bitte wenden.
Ein Plädoyer für Auszeiten und ein bewusstes Leben
Autor: Jimmy Hong
Verlag: Edition Wortschatz
Print: 178 Seiten
4,5/5 Sternen
„Wenn Weisheit per Definition angewandte Erkenntnis ist, stellt sich die Frage: Besitzen wir tiefgreifende Weisheit oder bleiben wir
lediglich bei bloßen Erkenntnissen stehen?“ (S. 131)
Inhalt:
In einer Welt, in der schneller,…mehrMensch, bitte wenden.
Ein Plädoyer für Auszeiten und ein bewusstes Leben
Autor: Jimmy Hong
Verlag: Edition Wortschatz
Print: 178 Seiten
4,5/5 Sternen
„Wenn Weisheit per Definition angewandte Erkenntnis ist, stellt sich die Frage: Besitzen wir tiefgreifende Weisheit oder bleiben wir lediglich bei bloßen Erkenntnissen stehen?“ (S. 131)
Inhalt:
In einer Welt, in der schneller, höher, weiter alles ist, was zählt, lädt uns der Autor dazu ein, einen Schritt raus aus der Hektik zu machen, uns nach innen zu wenden, achtsam zu werden und uns neu auszurichten. Auf Gott. Auf die Dinge, die wirklich zählen und Wert haben.
In drei Teilen gegliedert, nimmt uns das Buch auf der Reise des Autors und seiner Familie mit. Als Prediger ist Jimmy oft und viel unterwegs. Es gibt immer ein nächstes Projekt, eine nächste Predigt, noch einen Gottesdienst etc., und er erkennt, dass man im Leben oftmals funktioniert, sich dabei aber mehr und mehr von der eigenen Persönlichkeit entfernt oder gar von Gott, für den man vielleicht sogar vollzeitlich im Dienst ist.
Im ersten Teil erörtert der Autor, warum wir manchmal umkehren müssen, um voranzukommen. Teil zwei zeigt einen neuen Weg, Menschsein zu leben. Diese Teile umfassen neun Stationen aus seinem Leben, besonders auch seinem einjährigen Sabbatical.
Teil drei befasst sich mit der Schlacht im Alltag und blickt auch ehrlich auf das Leben, ein Jahr später. Was wurde wirklich so sehr verinnerlicht, dass es nun Teil des Lebens geworden ist, und was klappt vielleicht schon wieder nicht mehr?
Das mochte ich:
-Jimmy schreibt ehrlich. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und beschönigt nichts. Versagen gehört zum Leben dazu und auch ein Pastor ist nicht perfekt.
-Der Schreibstil war erzählend. Ein feiner Humor durchzog die vielen Erzählungen und Berichte und brachte mich manches Mal zum Schmunzeln.
-Alle Tipps sind alltagsnah und wirklich für jeden umzusetzen, und dafür braucht es nicht unbedingt eine einjährige Auszeit im Ausland. So wird z. B. ein Micro-Sabbatical eingeführt und mit praktischen Übungen bereitgestellt, das dabei helfen kann, sich 2 × am Tag wieder bewusst auf Gott auszurichten. Hierfür wird als Grundlage die Lectio divina verwendet.
-Am Ende jedes Kapitels gibt es eine „Ausfahrt zum Wenden“. Das sind Fragen, Anregungen oder Gedanken. Diese laden zum Nachdenken ein und fordern dazu auf, Dinge anzugehen.
Besonders gut fand ich:
Das Buch klingt auf den ersten Blick nach einem Ratgeber zur Selbstoptimierung und gerade durch Begriffe wie Achtsamkeit, Reise nach Innen, etc. könnte man das meinen, doch macht der Autor klar, dass es ihm um mehr geht: „Die Kombination aus theologischer Reflexion und den Erkenntnissen über die Selbstwahrnehmung bereichert meine Suche – nach mir selbst und schließlich auch nach Gott. Es gibt keine tiefe Gotteserkenntnis ohne eine tiefe Selbsterkenntnis, und keine tiefe Selbsterkenntnis ohne eine tiefe Gotteserkenntnis. Sowohl Gott als auch wir selbst sind am besten in der Beziehung zueinander zu erkennen.“ (S. 74)
Das habe ich für mich mitgenommen:
Es ist unglaublich wichtig, dass wir uns an den Rhythmus halten, den unser Schöpfer, für uns gedacht hat. Wir können funktionieren und jahrelang schaffen und rennen, doch irgendwann brennen wir aus und dann kann es zu spät sein. Wir brauchen echte Freiheit, Ruhe und Erholung und die Möglichkeit, mit Gott in Verbindung zu sein.
Das mochte ich nicht so:
Die ganzen Bezüge auf frühchristliche (katholische) Praktiken, haben mich zunächst etwas verwirrt, da ich es bei ihm nicht erwartet hatte, glaube jedoch, dass diese dazu beitragen und dabei helfen können, im Gebet z. B. konzentrierter zu bleiben, da man einem gleichbleibenden Ablauf folgt.
Bei allem gilt: Prüft alles, das Gute behaltet.
Fazit:
Jimmy Hong hat mich mit seinem Buch angesprochen und dazu ermutigt, mehr darauf zu achten, den Sabbat zu halten. Wenn auch nicht als ausgedehnte Auszeit, doch als kurze Pausen in der Hektik des Alltags mit Rückbesinnung auf den, der mir echte Ruhe schenken kann und Weisheit bei allen Dingen, sodass ich nicht als „Maschine“ durch die Tage rase, sondern nach dem Ausschau halte, was wirklich wichtig ist.
Ein Buch, das zwar schnell gelesen, jedoch nur langsam gelebt werden kann. Doch ich bin überzeugt, dass es wert ist, beachtet und umgesetzt zu werden.