Die deutschsprachige jüdische Literatur ist im Zuge der europäischen Aufklärung entstanden. Seit dem großen Dialog zwischen Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing gibt es eine enge Wechselwirkung zwischen jüdischem und deutschem Literaturschaffen. In keinem Bereich der deutschen Kultur haben
Juden so viele Spuren hinterlassen wie in der Literatur.
Das „Metzler Lexikon der…mehrDie deutschsprachige jüdische Literatur ist im Zuge der europäischen Aufklärung entstanden. Seit dem großen Dialog zwischen Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing gibt es eine enge Wechselwirkung zwischen jüdischem und deutschem Literaturschaffen. In keinem Bereich der deutschen Kultur haben Juden so viele Spuren hinterlassen wie in der Literatur.
Das „Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur“, das nach 2000 nun in einer zweiten, erweiterten und aktualisierten Auflage vorliegt, stellt in 310 Porträts die wichtigsten jüdischen Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis in die jüngste Gegenwart vor.
Diese zweite Auflage ist dabei um 50 neue Beiträge und eine gänzlich neue Einleitung erweitert worden. Sie versucht auf 22 Seiten einen Überblick über die Entwicklung des deutschsprachigen jüdischen Schreibens zu geben.
Die Porträts der jüdischen Literaten wurden von einem Autoren-Team von fast 130 renommierten internationalen Literaturwissenschaftlern verfasst, sodass ein vielstimmiges Mosaik der deutsch-jüdischen Literatur entstanden ist, das aber bei aller Subjektivität eine erstaunliche Homogenität aufweist. Alle (alphabetisch angeordneten) Einzelbeiträge sind im Stil kurzer Essays geschrieben. Sie wirken dadurch anschaulicher und lesbarer als die reine Faktenaneinanderreihung der üblichen Lexika.
Die Texte machen dabei nicht nur mit der Biografie (einschließlich Schwarz-Weiß-Foto) und den wichtigsten literarischen Werken der Vorgestellten bekannt, sie geben auch Hinweise auf deren literarische und gesellschaftliche Wirkung. So erschließen sich ansatz-weise Zusammenhänge der deutsch-jüdischen Literatur. Außerdem gibt es eine kurze Auflistung von weiteren Werken und weiterführender Literatur, sodass eine intensivere Beschäftigung und Vertiefung mit dem Autor / der Autorin möglich ist.
Die Palette der Porträtierten reicht von Peter Altenberg über Paul Celan, Egon Friedell, Edgar Hilsenrath, Else Lasker-Schüler, Franz Kafka und Alfred Polgar bis zu Marcel Reich-Ranicki und Stefan Zweig. Schon diese Aufzählung zeigt die Verschiedenartigkeit der jüdischen Literatur. Abgeschlossen wird das Lexikon durch eine weiterführende Bibliografie, die allgemeine Literatur zu dem Thema auflistet.
Fazit: Das Metzler-Lexikon vermittelt informationsreiche Einsichten in Leben und Werk der 310 besprochenen Autoren/innen und gibt einen hilfreichen Überblick über die jüdische Literatur- und Geistesgeschichte.
Manfred Orlick