Was ich immer schon mal sagen wollte
Das Buch des jungen Philosophieprofessor hat mich anfangs beglückt, doch je länger ich es las, desto froher wurde ich, dass es endlich zu Ende war. Aufmerksam wurde ich durch die Empfehlung von Ijoma Mangold bei lesenswert, doch nach der Lektüre wundere ich
mich doch sehr, wie er „Moral“ gelesen hat.
Das Inhaltsverzeichnis täuscht eine historische…mehrWas ich immer schon mal sagen wollte
Das Buch des jungen Philosophieprofessor hat mich anfangs beglückt, doch je länger ich es las, desto froher wurde ich, dass es endlich zu Ende war. Aufmerksam wurde ich durch die Empfehlung von Ijoma Mangold bei lesenswert, doch nach der Lektüre wundere ich mich doch sehr, wie er „Moral“ gelesen hat.
Das Inhaltsverzeichnis täuscht eine historische Entwicklung vor, die aber nur rudimentär eingehalten wird. Zwar geht es anfangs vor 5 Millionen Jahren um die Unterschiede zwischen Menschen und Affen, doch bin ich mir nicht sicher, ob der von Mangold erwähnte „homo erectus“ überhaupt vorkommt. Der Autor betont vielmehr, dass der Mensch sich mit fremden Artgenossen stundenlang in ein Flugzeug setzen kann, während dies bei Schimpansen im Chaos enden würde.
Der Mensch zieht Nutzen aus der Fähigkeit von Zusammenarbeit. Und wer dies als Trittbrettfahrer ausnutzt, wird bestraft, was das 2. Kapitel behandelt. Bis dahin war ich zufrieden, auch wenn ich manche steile These – wie die Behauptung, dass der Mensch aus Afrika komme, so zu behandeln sei, wie jemand, der seinen verlorenen Schlüssel nachts unter der Laterne suche, weil er dort am besten sehen kann – in Frage stelle.
Im 3. Kapitel geht im dann die Puste aus. Vor 50.000 wird dann der Mensch als solches definiert. Auf die erwartete landwirtschaftliche Revolution wird nur am Rande eingegangen. Und dass Sauter von Religion nicht viel hält, macht er bald in jedem Abschnitt klar. Vor 5.000 Jahren käme dann mit der Landwirtschaft die Ungleichheit ins Spiel. Dass kein Mensch dem andern gleicht, weil wir unterschiedliche Talente und Fähigkeiten haben, vergisst er.
Dann folgt im 5.Kapitel die Definition von „Weird“ – Menschen : western, educated, naturalized , rich, democratic, was er im folgenden als seltsame Menschen betitelt. So kann man auch das Wirken der Aufklärung herabwürdigen.
Sein schriller Ton wie er Leibniz in Form des Lehrers Pangloss abkanzelt, gefällt mir überhaupt nicht: „Dass eine bessere Welt nicht einmal denkbar sein sollte, gehört zu dem baren Unsinn, den zu produzieren die großen Philosophen immer schon ein besonderes Talent hatten.“ (232)
Später bestreitet er noch, die These das Geld nicht glücklich mache, wo ich mich selbst als Gegenbeispiel einbringen würde. Seine aktuelle politischen Aussagen sind so, dass er nichts Neues schreibt und die „Cancel Culture“ als Begriff der Gegenseite abtut.
Erst im Schussteil konnte ich den indonesischen Stämme etwas abgewinnen. In einem Stamm müssen die Jungen die Alten zur Mannwerdung oral befriedigen, was ein anderer Stamm entschieden ablehnt. Aber dafür müssen seine Jungs anal ran. (345)
Nein, der vorgetäuscht historische Aufbau hinterlässt keine klare Linie und hat nur wenig Neues zu bieten. Mehr als 2 Sterne geht leider nicht.